Rezension

Wie ein Märchen aus alter Zeit

Ein Schloss aus Silber und Scherben -

Ein Schloss aus Silber und Scherben
von Arianne L. Silbers

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension „Ein Schloss aus Silber und Scherben: (Silber und Scherben-Saga 1)“ von Arianne L. Silbers 

 

 

 

 

Meinung 

 

Erinnert ihr euch noch an die Märchen aus alter Zeit? Einst waren sie düster, grausam und nicht minder steckten sie voller Horror und Grauen, das lediglich dazu diente, das Volk zu unterhalten. Denn schon immer war es die Dunkelheit und ihre Abgründe, die uns faszinierten. Erst später wurden aus ihnen liebliche Erzählungen für Kinder. 

 

Doch ein jeder, der sich noch an die Ursprünge erinnert weiß um seine Boshaftigkeit und eben jene Atmosphäre ist es, die Arianne L. Silbers so perfekt in „Ein Schloss aus Silber und Scherben“ einfängt. Wenngleich dieser Roman eher dem Dark Fantasy Genre entspringt, so sind es doch jene altertümlichen Märchen Elemente, die das Buch erst zu dem machen was es ist. 

 

Arianne L. Silbers Stil ist bildhaft und lebendig und mit jedem Wort, das sie dem Leser einhaucht erkennt man, dass hinter der lieblichen Melodie eine Finsternis lauert, die auch all der Prunk, das Funkeln und Glitzern der anmutigen Bauten in Beli nicht verbergen kann. Denn hinter dem Glamour und der Schönheit des Adels liegt ein Schatten, der seine scharfen Klauen unentwegt in uns Leser schlägt. 

 

Die Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein. Wie Tag und Nacht erheben sie sich und sorgen entweder mit ihrem makellosen Aussehen für strahlendes Licht, oder mit plumpen und hässlich anmutenden Gesichtern für die Dunkelheit. Besonders Maren, eine junge und pummlige Frau, deren Antlitz keine Schönheit aufzuweisen hat, deren Haar zu wirr und deren Haut zu bleich ist, sticht aus dieser Masse des Perfektionismus hervor. 

 

Dabei ist es gerade sie, mit der ich mich auf erschreckende Weise identifizieren konnte. Das dickliche Mädchen mit den Inneren und Äußeren Narben war für den Adel Belis ohne jeden Wert. Dabei war es doch gerade ihr Inneres, das heller strahlte als die Sterne am Firmament. Nur waren Will, ihr Gemahl, seine Freunde und der Rest des Adels zu geblendet von falscher Schönheit und so wurde Maren das Opfer endloser Beleidigungen, Schmerzen, Pein und Leiden. 

 

Jeder Moment, in dem die junge Frau einer erneuten Attacke des Adels erlag bohrte sich mit spitzen Nadeln in mein Herz. Denn ich kenne ihn. Wir sind alte Freunde. Mobbing, Bodyshaming, Essstörungen - all das sind nur Teile des Ganzen und doch sind sie das Gerüst, auf welchem die Geschichte erbaut ist. Arianna L. Silbers fängt jene Abgründe der Menschen ein, die wir allzu oft nur hinter vorgehaltener Hand besprechen. 

 

Es war so leicht der Handlung zu erleben, denn ihr Zauber wird bereits auf den ersten Seiten gesponnen und auch ich ertappte mich dabei, wie ich der Schönheit Belis erlag. Dennoch warnte mich meine innere Stimme, stets hinter die Fassade zu blicken und so erkannte ich nichts als Grausamkeit, Boshaftigkeit und Schmerz. Endloser Schmerz, der wie ein unaufhaltsamer Tsunami durch mich hindurch raste. 

 

Jedoch gab es hinter den zahlreichen Masken, die die Bewohner Belis nur zu gerne trugen auch Gutes. Versteckt unter einer dicken Schicht aus Eis fingen sie nur langsam an zu bröckeln. Doch je mehr Risse sie bekamen umso mehr erkannte ich, dass selbst Will, der von Feigheit und Mutlosigkeit zerfressen war, ein Herz besaß, das man Lieben konnte und das noch Wärme in sich trug. Wenngleich er kein Held alter Legenden war, so machten ihn diese kleinen Augenblicke des Lichts doch genau dazu: einem unperfekten Helden! 

 

Ich könnte euch noch ewig erzählen, warum „Ein Schloss aus Silber und Scherben“ eines jener seltenen literarischen Güter ist, die wir heute mehr denn je brauchen. Doch dann würde ich dem Buch und seinen knapp 600 Seiten Konkurrenz machen. Eines sei aber noch gesagt: Ein Schloss aus Silber und Scherben steckt voller Geheimnisse, Intrigen, Lügen, Wendungen und Ereignisse, als ein Irrgarten Wirrungen hat. 

 

 

 

Fazit 

 

„Ein Schloss aus Silber und Scherben“ ist prunkvoll und glamourös wie seine Bauten und funkelt glitzernd im Licht des eisigen Frosts. Doch hinter dem Glamour liegt eine Dunkelheit, ein namenloses Grauen, das die Abgründe der Menschheit zeigt. Mit dieser Geschichte schreibt Arianne L. Silbers auch heute noch Millionen Frauen direkt aus dem Herzen und mitten in meins hinein. Diese Geschichte ist ein Jahreshighlight und ein wichtiges Gut für eine Gesellschaft, die noch immer in Ideal Maßen denkt und wahre Schönheit nicht erkennt. 

 

 

 

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