Rezension

Wie Märchen unsere Sprache beeinflussten - ich fand es total interessant!

Ach, wie gut, dass niemand weiß ... -

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
von Rolf-Bernhard Essig

Bewertet mit 5 Sternen

„Spieglein, Spieglein an der Wand …“, „Kreide fressen“ oder das „hässliche Entlein“ – unseren Märchen verdanken wir bis heute viele Redewendungen und geflügelte Worte. Man könnte sagen: „Und weil sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.“

 

Ja, dieses Intro passt, wie die Faust auf’s Auge. Man könnte das Buch aber auch wie folgt beschreiben: Die Wahrheit über „Es war einmal“.

 

In diesem Buch geht es um unsere Sprache und darum, wie Märchen aller Art sie geprägt haben. Bei manchen Redewendungen wissen wir, dass sie aus Märchen stammen, bzw. uns dank Märchen im Gedächtnis geblieben sind, wie „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ oder das „hässliche Entlein“, ebenso „Es war einmal“ – aber es gibt noch zahlreiche mehr, die so tief in unserem Sprachgebrauch verwurzelt sind, dass wir keine Ahnung haben, wo sie eigentlich mal herkamen.

 

Ich als Lektorin, Buchbloggerin und begeisterte Leserin liebe Sprache. Ich spiele gern mit ihr, haben einen recht großen Wortschatz und liebe alles, was mit Sprache und deren Entwicklung zu tun hat. Daher war für mich klar, dass ich dieses Buch lesen muss.

 

Rolf-Bernhard Essig klatscht einem hier nicht einfach bloß hin, dass diese oder jene Redewendung aus einem Märchen stammt, er erklärt uns ganz genau wo sie herkommt, wo ihre Wurzeln liegen, wie sie sich vermutlich entwickelt hat. 

 

Ursprünglich hatten Märchen den Zweck Lehren zu vermitteln und Wissen weiterzugeben. Die Märchen, die wir heute aus unserer Kindheit kennen, sind stark zensierte Fassungen, die Originale sind weitaus brutaler und blutiger und zahlreicher. Nicht nur die Gebrüder Grimm haben Märchensammlungen zusammengetragen, auch andere taten dies, allerdings sind ihre Namen heute weitaus weniger bekannt.

 

Märchen haben heute den Hauptzweck zu unterhalten, aber die erhalten auch einige Worte und Redewendungen, die wir heute so sonst nicht mehr verwenden. Sprache ist lebendig, sie entwickelt sich ständig weiter und genauso wie immer wieder Begriffe hinzukommen, gibt es auch welche, die verloren gehen und von der Realität des Sprachgebrauchs ausgemustert werden.

 

Heute finden sich in klassischen Fassungen der Märchen, die also nicht dem modernen Sprachgebrauch angepasst wurden, immer noch Redewendungen und Begriffe, die einem so kaum noch im Alltag begegnen. Trotzdem finde ich sie faszinierend, ebenso wie ihre Herkunft. Oder hättet ihr gewusst, dass die berühmteste Märcheneinleitung „Es war einmal“ eigentlich gar nicht so oft im Original vorkam, wie sie es heute tut? Heute fängt gefühlt jedes Märchen mit dieser Einleitung an, bei den Grimmschen Hausmärchen nur ein Viertel. Dennoch hat sie sich uns allen als DIE Einleitungsformulierung für Märchen eingeprägt.

 

 

Fazit: Ich fand das Buch unheimlich interessant. Ich liebe Sprache und finde es so spannend, wie sie sich entwickelt hat. Gerade in diesem Zusammenhang gab es einige Überraschungen. Bei manchen Redewendungen wissen wir, dass sie mit Märchen in Verbindung stehen, aber es gab hier zahlreiche, bei denen mir das nicht klar war, oder auch wie sehr Märchen die Bedeutung eines Begriffes prägen können.

 

Ich fand das Buch sehr gut und übersichtlich aufgebaut, die Informationen keineswegs langweilig oder trocken formuliert. Ich habe die Lektüre echt genossen und möchte das Buch jedem ans Herz legen, der sich für Sprache oder Märchen interessiert.

 

Von mir bekommt es volle 5 Sterne.