Rezension

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Wie oder was ist wirklich "Cool"?

Der Tag, an dem ich cool wurde - Juma Kliebenstein

Der Tag, an dem ich cool wurde
von Juma Kliebenstein

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und dabei wirklich laut gelacht, denn Martin passieren so einige Missgeschicke, die wirklich urkomisch sind. Es ist zwar gemein zu lachen, wenn es denn tatsächlich so passieren würde, aber da es sich nur um ein Buch handelt wird mir wohl verziehen werden. 

Das Geschehen werde ich grob anreißen und vielleicht kann ich euch auch das eine oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich fand das Buch herrlich und habe die 255 Seiten wie im Flug gelesen. Es ist natürlich, da es ein Kinderbuch ist in einer Schrift geschrieben, die es für Erwachsene sehr flüssig lesen oder gegebenenfalls auch sehr gut vorlesen lässt. 

Kennt ihr Murphys Gesetz? Edward A. Murphy war ein amerikanischer Ingenieur der herausgefunden hat : Alles geht schief, was schiefgehen kann! oder anders gesagt: Wenn etwas auf verschiedene Weisen schiefgehen kann, wird es so schiefgehen, daß es den größtmöglichen Schaden anrichtet. Dies wurde zu einem Gesetz, welches auch Martin begleitet und so beginnt das Buch mit der Frage: Kennt ihr Murphy? und der Erklärung dafür. Schon der Einstieg lädt zum Schmunzeln ein, denn wir wissen nun was uns erwarten wird. Ein amüsantes Buch über ein paar Freaks und die FabFive. Lasst euch überraschen, denn wir starten gleich los in die Geschichte. 

Martin steckt nämlich fest und zwar so fest, daß weder ruckeln und strampeln ihn nicht befreien kann. Karli und er wollen den FabFive (die Fabelhaften Fünf) einen Streich spielen, der aber erst einmal gründlich in die Hose geht. Martin steckt fest und erzählt uns erst einmal wie es dazu gekommen ist, daß er und die FabFive Feinde wurden, denn es beginnt schon gleich am ersten Schultag im Gymnasium. 
Sie sitzen alle in der Aula und warten darauf, daß sie in ihre Klassen aufgeteilt werden. Lukas sitzt vor Martin und seiner Mutter und lässt lautstark und völlig cool Kaugummiblasen platzen. Martins Mutter weist ihn daraufhin, daß er damit doch bitte aufhören soll, denn sie würde gerne die Rede des Direktors hören. Martin würde am liebsten in Grund und Boden versinken und er hofft, daß er nicht mit Lukas in die 5c kommt. Als Martin dann aufgerufen wird: "Martin Ebermann!" stolpert er die Stufen Bühne hoch und kommt natürlich wie er vermutet und befürchtet hat mit King Lukas in eine Klasse. Ich muss dazu sagen, daß wir den Sturz auf die Bühne bildlich vor Augen haben, denn die eine oder andere witzige Zeichnung begleitet uns durch das Buch hindurch. Wir wissen auch, daß Martin eine Brille trägt ( dabei hätte er lieber Kontaktlinsen) und etwas füllig ist im Körperbau. Er ist also vom Typ her sowieso sehr unsicher und als Lukas ihn dann noch als: Mister Piggy, der Eber! betitelt hat er vorläufig seinen Spitznamen weg. 

Die coolsten Jungs der Klasse schließen sich also zusammen und bilden vorerst die FabFour, bis dann später noch Yannick dazukommt und sie dann zu fünft sind. Martin ist eher der Außenseiter und potentielles Mobbingopfer. Die FabFour sind die diejenigen mit den coolsten Klamotten, den tollsten Frisuren und dem mächtig coolen Gang. All das auf das die Mädchen abfahren. Im Laufe des Buches wird uns klar sein, daß alles oft nur einen äußeren Schein hat und nicht immer alles cool ist was cool aussieht. 

Martin ist ziemlich klug und vergräbt sich oft hinter Büchern oder dem Computer. Er forscht auch recht gerne und ist alleine dadurch eher ein Einzelgänger. Der Tag an dem Karli in seine Klasse kommt verändert sich auch für Martin so einiges, denn aufgrund seiner riesigen Ohren ist Karli auch eher ein Außenseiter. Zwei Freaks treffen aufeinander und werden die allerbesten Freunde, die sich auch Nachmittags verabreden und Pläne darüber aushecken den FabFive alles zurückzuzahlen. 
Die Idee entsteht den FabFive, die planen Nachts ins Freibad einzubrechen, die Klamotten zu klauen und abzuhauen, damit die coolen Jungs ohne Klamotten nach Hause müssen quer durch die Stadt. Der Plan scheint auch durchführbar zu sein, wenn denn Martin nicht in der Kinderrutsche steckengeblieben wäre. Was für ein Ärger und wie peinlich, aber Karli holt Hilfe bevor die FabFive erscheinen. 

Um ein wenig abzuschweifen stelle ich euch Martins Familie ein klein wenig vor und zwar gehören da Mama und Papa Ebermann dazu und Opa. Opa ist seitdem er auf Rente ist ständig im hause seines Sohnes zu finden, denn er geht Oma tierisch auf die Nerven und diese ist froh, wenn Opa sich woanders aufhält. Papa Ebermann hat eine Tätowierung "Rosi" eine seiner Lieben vor Mama und Mama wünscht sich nichts sehnlicher als das das Tattoo verschwindet und Papa hat es auch fest versprochen. Es aber vergessen und Mama ist stinksauer und zieht aus. Das nur zur Erklärung warum Papa im Freibad erscheint um Martin aus seiner misslichen Lage zu befreien und Opa dabei im Schlepptau hat. Eigentlich sollte Karli bei Martin übernachten, aber die zwei sind ausgebüxt um den Fab Five einen Streich zu spielen. 

Karli hat Opa und Papa Ebermann aus dem Bett geklingelt und Papa schafft es tatsächlich Martin zu befreien, im letzten Augenblick, denn schon hören sie die FabFive, die todesmutig ins Wasser springen. Plan undurchführbar? Weit gefehlt. Karli und Martin hauen Papa und Opa ab und klauen die Designerklamotten der FabFive. Natürlich gibt es eerst einmal mächtig Schimpfe und Hausarrest. 

Martin und Karli brüten nun, wie sie den FabFive einen weiteren Denkzettel verpassen können und am letzten Schultag vor den Ferien präsentieren sie sich ganz cool in den Klamotten der FaBFive und geben ihnen nach dem Unterricht Klamotten und Handys zurück. Sie haben aber nicht damit gerechnet, daß die Fab Five nun auf Rache sinnen, denn die Sommerferien sind lang und Lukas ist nur 3 Wochen auf Bali. Oh Schreck, damit haben Martin und Karli nicht gerechnet. 

Es kommt aber alles anders als man denkt, denn Karli und Martin werden mit Opa und Papa Ebermann einen Urlaub im Wohnmobil machen müssen. Es geht nach Frankreich! Juchuh! Und dort werden Martin und Karli dann auch endlich cool, zumindest ist es ihr Ziel. 

Auf dem Campingplatz angekommen stellen die beiden fest, daß sie sich ihre Computerspiele, ihre Zeitschriften und ihren Nintendo erst verdienen müssen, denn Opa und Papa haben für sie ein Ferienprogramm zusammengestellt, die ganz anders aussieht wie die Liste von Martin und Karli. 

Die Liste von Martin und Karli: 
Schwimmen 
Kopfsprung üben 
Hip-Hop-Musik hören 
Hip-Hop-Texte lernen 
Coole Klamotten kaufen (wenn wir in die Stadt kommen) 
Lässig schlendern lernen 
Mädchen anmachen (die brauchen wir ja sowieso nie wiedersehen, falls etwas schiefgeht) 

Die Liste von Papa und Opa: 
Feuer machen 
Bäume bestimmen 
Musik machen 
Wanderlieder lernen 
Rasen mähen 
Spülen 
andere sinnvolle Hausaufgaben! 

Ist das nicht gemein? Anstatt Urlaub Hausarbeit? Ihr werdet es nicht glauben aber es tut den beiden Jungs gut, denn anstatt sich irgendwo mit ihren Nintendos zu vergraben sind sie viel an der frischen Luft und lernen dabei auch ein paar Mädels kennen mit denen sie sich anfreunden. Außerdem stellt sich heruas, daß Karli ganz wunderbar singen kann und Martin Schlagzeug spielen. Am Ende des Urlaubs rusctht Martins Hose, denn er hat durch die viele Bewegung abgenommen und Karlis Haare sind ein ganzes Stück gewachsen und verdecken seine Ohren. Früher hat er sie mit tesa festgeklebt. Heute kann er sie ganz offen zeigen, denn sie werden von seinen Haaren verdeckt und machen ihn nicht mehr zum Gespött der Leute. 

Martin und Karli sehen auch eine ganz andere Seite von Lukas, der wie sie auf dem Campingplatz Urlaub macht und nicht auf Bali wie er geprahlt hat. Sie erpressen ihn ein klein wenig mit ihrem Wissen und erkennen dabei auch, daß es hinter Lukas cooler Fassade stark bröckelt. Sein Vater ist sehr cholerisch und da seine Firma kurz vor der Insolvenz (sie besitzen ein Autohaus) steht , lässt er seinen Frust und Ärger an seinem Sohn aus. Martin und Karli bekommen fast Mitleid mit ihm und retten ihn auch aus einer pikanten Situation. 

Karli und Martin merken schnell mit der Hilfe der beiden Mädchen Stella und Luna (Mond und Sterne), daß Cool sein nichts damit zu tun hat, was man anhat oder wie sportlich man ist, sondern wie man selbst ist. Sich selbst sein ist viel wichtiger als ein cooler Gang oder eine Surferfrisur. Nicht nur durch die Mädchen werden die beiden viel, viel selbstsicherer, sondern auch die Kontaktlinsen bei Martin machen ein übriges, denn nun kommt sein Gesicht zum Vorschein, welches er wirklich nicht hinter einer Brille verstecken muss. 

Der Urlaub hat sich für die beiden Jungs echt gelohnt und auch Mama kommt zurück, nachdem sie gehört hat, daß Papa sich in Frankreich das Tattoo entfernen lässt. Nun herrscht erst einmal Friede, Freude, Eierkuchen und die Angst vor dem neuen Schultag ist auch gering. 

Das Buch endet schon fast und ich kann euch nur sagen, daß die Geschichte ein klein wenig etwas von dem hässlichen Entlein hat, denn zum Schluß spazieren 2 stolze Schwäne in die 6c, nach denen sich auch die Mädchen umdrehen. Martin und Karli haben es geschafft sich in den Sommerferien von Freaks zu zwei coolen Typen zu entwickeln. Auch mit Lukas und seinen FabFive scheint alles im grünen Berich zu sein und Martin futtert tatsächlich den Zettel, den Lukas ihm zuwirft vor den Augen des Lehrers auf, denn sonst wäre herausgekommen, daß er Lukas vorgesagt hätte. 

In der Leserunde wurde gefragt, ob ich mir eine Fortsetzung vorstellen könnte und ich kann dazu sagen. Ja natürlich, denn die Jungs entwickeln sich ja weiter. Jetzt sind sie 11 oder 12 und wenn man dann vielleicht ein wenig auf die Pubertät eingeht, die ersten Pickel und Co, die Wirkung der Mädchen auf Jungs und das sich vielleicht eine Freundschaft zwischen Lukas, Marti und Karli entwickelt, fände ich das schon sehr spannend. 

Es ist in meinen Augen zwar ein Kinderbuch, welches eher für Jungs geschrieben wurde, aber es ist auch für mich als Erwachsenen nicht uninteressant, denn es zeigt mir auf, daß meine Schulzeit nicht anders verlaufen ist. Auf der einen Seite waren die coolen Girls / Jungs und auf der anderen Seite die Außenseiter / Streber / Normalos. Ich kann mich gut daran erinnern, daß wir auch einen Markenzwang hatten, den meine Eltern aber nicht finanzieren konnten und wollten. Ich trug statt Adidas Aldidas und wurde zum Gespött der ganzen Klasse. Irgendwann habe ich meine Schuhe verloren und bis heute nicht wiedergefunden, denn sie waren mir oberpeinlich. Dies Beispiel nur um zu zeigen, daß die Geschichte von Marti und Karli nicht aus der Luft gegriffen scheint, sondern eben genauso auch heute noch passieren könnte. Vom Aussehen sind Marti und Karli potenzielle Mobbingopfer wie sie in jeder Schule zu finden ist. Zusammen sind sie aber stärker und vor allem sind sie schlau und mutig genug gegen die FabFive anzutreten und das macht sie zu etwas ganz besonderen. 

Ich fand das Buch toll! Es hat mich amüsiert an vielen Stellen und mich auch nachdenklich gemacht. Ich merke, daß man seine Kids stark machen muss sich gegen andere durchzusetzen und sich nicht dem Gruppenzwang zu beugen, wenn man nicht einverstanden ist mit dem was andere tun. Im Buch wird das Thema "Diebstahl" auch kurz angerissen und das finde ich auch sehr wichtig, daß Kinder ganz früh schon wissen, daß man Dinge bezahlen muss und nicht einfach nehmen, nur weil es einem gefällt, denn dann wird man bestraft. 

Ich kann viel Gutes mitnehmen und hoffe, daß ich euch mit meinen Worten ein wenig neugierig gemacht habe. Wenn ihr also Kinder, Enkel oder auch Paten im passenden Alter habt verschenkt dieses Buch ist sehr liebevoll illustriert und super geschrieben. Kinder werden ihren Spaß haben und sich vielleicht in der einen oder anderen Situation wiederfinden. Die Kapitel sind kurz und knackig gehalten und wenn ihr vorhabt es vorzulesen werdet ihr euch nicht den Mund fusselig lesen. 

Hinterher kommt auch Murphys Gesetz nicht mehr zum Tagen, aber das lest am Besten selbst! 

Von mir 5 Sterne und eine echte Leseempfehlung! 

Wusstest du eigentlich was COOL wirklich bedeutet? 
Na, dann pass mal auf, denn folgendes habe ich für dich herausgefunden: 
"Der Begriff wird einerseits zur saloppen Bezeichnung einer besonders gelassenen oder lässigen, nonchalanten, kühlen, souveränen, kontrollierten und nicht nervösen Geisteshaltung oder Stimmung genutzt (vergleiche: Kühl bleiben, kühler Kopf im Sinne von "ruhig bleiben"). Andererseits ist cool als jugendsprachliches Wort zur Kennzeichnung von als besonders positiv empfundenen, den Idealvorstellungen entsprechenden Sachverhalten (ähnlich wie "geil") gebräuchlich im Sinne von "schön", "gut", "angenehm" oder "erfreulich"" 
(Quelle: Wikipedia)