Rezension

Wie soll Bildung in Zukunft aussehen?

Die Macht der Bildung -

Die Macht der Bildung
von Flo Schreitter

Bewertet mit 4 Sternen

„...Wir sollten unser Bildungsideal von Grund auf verändern, um auf die Herausforderungen im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen, vorbereitet zu sein...“

 

Dieser Satz formuliert das Grundanliegen des Autors. Dabei geht er davon aus, dass in den nächsten Jahren mehr und mehr Tätigkeiten von künstlicher Intelligenz übernommen werden. Das sind vor allem Dinge, die sich in Form von Algorithmen darstellen lassen. Mit seinem neuen Bildungsideal verknüpft der Autor die Frage, welche Kompetenzen wir in der Zukunft brauchen.

Der Schriftstil des Buches ist sachlich. Wenn ich den Autor richtig verstanden habe, möchte er eine Bildungsdebatte entfachen. Ob das Buch dazu geeignet ist, möchte ich nicht beurteilen. Mir ist nur aufgefallen, dass es fachlich fundierten Wissen und einen gehobenen Wortschatz voraussetzt.

Im ersten Teil analysiert der Autor unser heutige Bildungsideal und zeigt dessen Schwächen.

 

„...Bewahren scheint eben leichter zu sein als zu reformieren. Relevanz herzustellen ist schwierig, aber enorm wichtig...“

 

Im zweiten Teil geht es um einen Blick in die Zukunft. Was wird sie von uns fordern? Hier spielen insbesondere der Gegensatz von Wachstum und Gemeinsinn eine Rolle. An einigen Punkten gleitet der Autor allerdings ins Utopische ab. Das gilt meiner Meinung auch dafür, dass sich der Autor die Veränderungen bis 2030 wünscht. Das erscheint mir wesentlich zu kurz.

 

„...Unsere Zukunft wird durch unsere menschlichen Entscheidungen determiniert, die wir heute treffen. Und das, obwohl wir eigentlich noch gar nicht in der Gegenwart angekommen sind...“

 

Der Autor hinterfragt unser Bildungssystem auch in einem anderen Punkt:

 

„...Unser Bildungssystem ist ausnahmslos von alte, weißen Männern geprägt. Keiner der oben genannten großen Philosophen ist weiblich. Keiner hatte einen Migrationshintergrund...“

 

Die Analysen sind klar und deutlich und kommen schnell zum Punkt. Ohne Frage ist es wichtig, dass eine umfassende Bildung auf 4 Säulen stehen muss: Wissen, Können, Herzensbildung,

 

„...Wissensbildung versorgt uns mit Informationen, Fertigkeitsbildung mit Realisierungskompetenzen und Herzensbildung mit dem Verständnis der Gefühle….“

 

Haltung. Schwierigkeiten aber she ich schon bei der Internationalisierung der Bildung. Dazu brauchen wir uns nur den Flickenteppich Deutschland anzusehen. Außerdem müssten wir grundlegend unsere Einstellungen ändern.

 

„...Ohne Respekt vor anderen Kulturen kommen wir global jedoch nicht weiter. Was glauben wir eigentlich. Wer wir sind, dass wir uns anmaßen, anderen Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben?...“

 

Das ist eine sehr gute Frage!

Der Autor geht dann auf jeden der vier Bildungsschwerpunkte ausführlich ein. Allerdings fehlen mir hier praktische Umsetzungsmöglichkeiten. Die bleiben minimal und sind zum Teil unrealistisch. Allerdings wären sie genau deshalb eine gute Diskussionsgrundlage.

Einen Punkt hat der Autor völlig ausgeklammert. Das ist der Mensch als biologisches Wesen. Hir möchte ich nur einen Punkt herausgreifen. Wenn wir das Auswendiglernen abschaffen, weil man alles in Echtzeit nachschlagen kann, was macht das mit den Vernetzungen im Gehirn?

Ddas Buch aht mir sehr gut gefallen. Es regt zum Nachdenken an.