Rezension

*+* Wie soll das nur enden...*+*

6000 Rupien - Kathrin Hettler, Jürgen Held

6000 Rupien
von Kathrin Hettler Jürgen Held

Bewertet mit 3 Sternen

Zusammenfassung:
Ist es der archaische Wunsch, der jeder Liebe innewohnt? Einmal mit dem Menschen zu tauschen, dessen Blick sich weitet, wenn Du vor ihm stehst, dessen Körper Dir antwortet, wenn Du ihn berührst und dessen Gedankenwelt das Land ist, das Du bereisen willst? Jannis und Kara haben in Varanasi die Gelegenheit, sich auf ein wahnwitziges Experiment einzulassen, und tatsächlich ein paar Wochen im Körper des anderen zu erleben. Ihre Reise, die in Delhi beginnt, endet in einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd durch Indien und bringt die Lebensgeschichte des Backpackerpärchens und der Menschen, die ihnen begegnen, gründlich durcheinander. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist weitaus höher als 6.000 Rupien … (Quelle:'E-Buch Text/09.09.2013')

Das Cover:
Es ist im Farbenbereich Rot-Rosa-Braun gestaltet. Am linken unteren Rand ist die linke Hälfte einer sitzenden Statue zu erkennen. Den Hauptteil des Covers nimmt eine von links kommende Spirale ein, unter der der Titel dieses Romans steht. Irgendwie wirkt die Gestaltung exotisch auf mich.

Meine Zusammenfassung und Meinung:
„6000 Rupien“ ist ein Buch, das aus der großen Masse heraussticht. Schon allein das Thema, das hier behandelt wird, birgt jede Menge Sprengstoff. Ich bin mir sicher, dass schon viele Menschen darüber nachgedacht haben, wie es sein könnte, einen Körpertausch vorzunehmen und zu erleben, wie anders als der eigene ein anderer Körper fühlt und empfindet.
Die beiden Autoren Kathrin Hettler und Jürgen Held haben dieses Exemplar gewagt - allerdings nur fiktiv – und ihre Gedanken und Überlegungen dazu in die Geschichte von Kara und Jannis einfließen lassen.
Die beiden sind seit einem knappen Jahr zusammen als sie nach Indien fahren. Jannis kennt das Land aus einigen vergangenen Urlauben und möchte Kara sein ganz persönliches Indien zeigen.

Recht schnell bekommen die Reisenden die einmalige Chance, für eine vorher festgelegte Frist ihre Körper zu tauschen. Sie willigen ein und ein neues Leben beginnt.
Ich hatte mir natürlich vor der Lektüre des Buches meine Gedanken gemacht, welche Unterschiede ich bei einem Körpertausch wohl feststellen könnte. Vom Geschmack der Speisen über die Reaktion des fremden Körpers auf emotionale Stress-Situationen bis hin zu Sex hatte ich da vieles auf dem Schirm. Diese Vielfältigkeit wurde hier nicht wirklich aufgegriffen. Mit dem Thema des Körpertausches wurde ziemlich sexlastig umgegangen. Natürlich ist es interessant zu sehen, wie der andere Körper reagiert, funktioniert und empfindet. Aber andere Themen wurden kurz angeschnitten bzw. einmal beschrieben, beim Thema Sex war dies anders. Immer mal wieder werden die entsprechenden Lust-Reaktionen der Körpertauscher zu Papier gebracht. Ebenso habe ich es mit der Kombination Wut und Körperkraft empfunden. Die leisen Töne der Andersartigkeiten gingen ziemlich unter. Schade, denn mich hätte auch das Kennenlernen der „Nebensächlichkeiten“ der getauschten Körper sehr interessiert.

Schon nach kurzer Zeit kommt es zu einem Streit zwischen Jannis und Kara, woraufhin die junge Frau (im männlichen Körper) Reißaus nimmt und auf eigene Faust weiterreist. Jannis (im Frauenkörper) sucht sie verzweifelt. So wird dieser Roman sogar ein wenig spannend. Denn nur wenn Kara und Jannis beide zum vereinbarten Zeitpunkt wieder am vereinbarten Ort sind, kann der Rücktausch vollzogen werden. Bis zuletzt fragte ich mich, ob dieser wohl gelingen würde oder nicht. Eine schreckliche Vorstellung, für immer in einem fremden Körper gefangen zu sein, finde ich, daher war ich schon gespannt, wie das Experiment enden würde.

Was mich zunächst beim Lesen gewundert hat, war der Umgang mit dem Thema Drogen in diesem Roman. Als ich dann aber erfahren hatte, wie lässig in Indien damit umgegangen wird – und das, obwohl der Besitz dieser Rauschmittel verboten ist und hart bestraft wird - war mir der Zusammenhang klar.

Gut gefallen haben mir die Schilderung des Landes und auch der Menschen und deren Mentalität. Es kam alles ziemlich authentisch vor. Nicht so wie in einem Vorzeige- Reiseführer, sondern so wie mitten aus dem indischen Leben gegriffen. Auch Informationen zur Kultur und Religion des Landes wurden immer mal wieder eingeflochten. Ein bisschen schade fand ich, dass im Anhang kein Glossar integriert war. Ich konnte den Ausführungen der Autoren, was die Informationen über Indien betraf, zwar gut folgen, hätte aber eine anschließende Übersicht der Fachbegriffe und Bezeichnungen sehr begrüßt.

Mein Fazit:
Auch wenn die Umsetzung des Themas „Körpertausch“ für mich anders als erwartet war, haben mich die eingeflochtenen Passagen zu Land, Leuten und Kultur doch gerne weiterlesen lassen.
Alles in allem vergebe ich 3 von 5 Sternen.

Infos zum Buch:
„6000 Rupien“ von Kathrin Hettler und Jürgen Held ist am 01.08.2013 unter der ISBN-Nr. 9783943596397 im Verlagshaus el Gato erschienen. Es umfasst 311 Seiten und ist auch als eBook verfügbar.