Rezension

Wie war es wirklich?

Schwesterntod -

Schwesterntod
von Eva-Maria Silber

Bewertet mit 4 Sternen

ein spannender Krimi, der den wahren Fall in einem anderen Licht erscheinen lässt.

1987 werden die Leichen der beiden Schwestern Susanne und Claudia gefunden, nachdem sie drei Tage lang vermisst wurden. Sehr schnell schießt sich die Polizei, allen voran der ermittelnde Kriminaloberkommissar, auf die Mutter Heidrun Bosmann als Täterin ein. Sie hat ihren Mann mit einem amerikanischen Soldaten betrogen und wollte die Scheidung. Bei den Vernehmungen verstrickt sie sich in Widersprüche und macht falsche Angaben. Ist der Fall wirklich so eindeutig? Die junge Staatsanwältin Marie-Louise, die nicht von der Schuld der Mutter überzeugt ist, wird bald auf Betreiben des leitenden Beamten von dem Fall abgezogen. Nach dem Tod ihres Mannes, den Marie-Louise lange gepflegt hat, überzeugt sie ihre Schwester Marte, eine gerade pensionierte Richterin, eigene Nachforschungen anzustellen. Der Anwalt der mutmaßlichen und verurteilten Täterin unterstützt sie dabei mit seinen Akten. Schon bald fallen den beiden Juristinnen Ungereimtheiten auf. Haben es sich alle zu leicht gemacht?

Die beiden Autorinnen, beide auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft zu Hause, lassen ihren Fall auf den beiden Zeitebenen 1987 und 2010 spielen. Die Geschehnisse 1987 rekonstruieren Marie-Louise und Marte aus den Akten, die ihnen Heidruns Anwalt zur Verfügung stellt. Hier werden die Ermittlungsergebnisse und die Aussagen sachlich wieder gegeben. Anders die Zeitebene 2010. Die beiden Schwestern Marie-Louise und Marte haben ihre Zänkereien auch im Rentenalter nicht aufgegeben, teilweise etwas überzogen für meinen Geschmack. Andererseits ergänzen sie sich ausgezeichnet und werfen sich die Bälle zu, was beim Lesen Spaß macht. Gut gefallen hat mir auch, dass durch diese besondere Konstellation besondere Gefühlsregungen (z.B. Ärger) der jeweils anderen Schwester perfekt beobachtet wurden. Details werden erzählt, nicht immer notwendig, aber doch mit einem gewissen Sinn für Humor.

Gut nachvollziehbar ist, wie Marie-Louise und Marte die Fäden entwirren, neue Hinweise finden, teilweise eher zufällig und so eine schlüssiger Auflösung für den Fall finden.

Eva-Maria Silber hat bereits mehrere Krimis geschrieben, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Dieser hier, den sie zusammen mit Kerstin Wilczek geschrieben hat, bezieht sich auf den Fall Weimar, die Mutter wurde in einem Aufsehen erregenden Indizienprozess verurteilt. Ob sie ihre beiden Töchter wirklich umgebracht hat, wurde nie geklärt.

Fazit: ein spannender Krimi, der den wahren Fall in einem anderen Licht erscheinen lässt.