Rezension

Wieder bezaubern wundervollen Landschaftsbeschreibungen, noch mehr neue Personen aus dem Dorf, viele historisch interessante Verweise und eine spannende Handlung den Leser

Brennende Cevennen - Anne Chaplet

Brennende Cevennen
von Anne Chaplet

Bewertet mit 5 Sternen

Anne Chaplet, Brennende Cevennen. Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs, Kiepenheuer & Witsch 2018, ISBN 978-3-462-05075-2

 

Anne Chaplet hat eine neue Krimireihe gestartet, die sie in der wilden Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen spielen lässt, wo sie selbst seit vielen Jahrzehnten einen Teil ihres Lebens verbringt. Man spürt ihren Beschreibungen von Natur und Menschen ab, wie sehr sie dieses Land liebt und wie sie sich immer wieder mit ihm und seinen Bewohnern auseinandersetzt. Die sind nämlich in einer langen auf die Hugenotten zurückgehenden Tradition in ihrer Mehrheit rebellisch. Viele Aussteiger und Propheten leben dort und halten die alten Traditionen hoch. Nicht immer gleich verständlich und nachvollziehbar für Fremde, die sich dort niedergelassen haben. So wie die 42 – jährige, frisch verwitwete Tori Gordon, eine ehemalige Anwältin aus Deutschland, die sich dort niedergelassen hat und nach einer neuen Lebensaufgabe sucht.

 

Tori Gordon hat den Tod ihres Mannes Carl, der von Hugenotten abstammte und in dieser Gegend aufwuchs, noch immer nicht ganz überwunden und auch die Ereignisse, die im ersten Band der Reihe beschrieben wurden und die sie selbst in Lebensgefahr brachten, sind ihr noch gut in Erinnerung. Ihr neuer Freund, zu dem sich eine zarte Liebe entwickelt hat, ist selten bei ihr, weil er bei seinen Restaurationsarbeiten in weit entfernten Regionen Frankreichs anwesend sein muss.

 

Nun ist es Sommer. Es hat wochenlang keinen Tropfen geregnet, der Boden und die Felder sind ausgetrocknet. In solchen Zeiten war es schon immer normal, dass es in den Cevennen brennt, auch wenn es nicht wie vor langer Zeit unter dem Schlachtruf „die Cevennen müssen brennen“ gegen die widerspenstigen und andersgläubigen Hugenotten ging, sondern entweder durch Selbstentzündung Flächen brannten, oder durch Brandstiftung bestimmte Geschäfte befördert werden sollten.

 

Das Buch beginnt, als Tori Gordon und ihr Hund July, den sie im letzten Band aufgenommen und lieb gewonnen hatte, durch einen Feueralarm aus dem Schlaf gerissen werden. Wie gesagt, seit Jahrhunderten prägt das Feuer die wilde Landschaft und die Menschen des Vivarais. Dort, wo einst zur goldenen Zeit der Seidenraupenzucht unzählige Maulbeerbäume standen, jagt der Wind die Flammen über Berge und Ebenen. Tori macht sich sofort auf die Suche und findet auf einer Hochebene neben den verkohlten Überresten eines Wohnwagens die Leiche eines Hundes. Franco Jeger, ein Schweizer Bürger, Bewohner des Wohnwagens und Besitzer des toten Hundes, ist spurlos verschwunden.

 

Und wieder macht sich Tori auf die Suche, denn dass Jeger seinen eigenen Hund umgebracht haben sollte, kann sie sich nicht vorstellen. Wieder wird sie unterstützt von Nico, dem ehemaligen Drogenfahnder aus Deutschland, der wie so viele andere Auswanderer Belleville zu seiner neuen Heimat erkoren hat, und dieses Mal von ihrem treuen Pitbull July.

 

Doch es bleibt nicht bei diesem einen Brand. Bald bricht ein zweiter aus, der Prototyp eines Hauses einer geplanten und umstrittenen Feriensiedlung brennt aus. Der grausige Fund in dem Haus, schlägt sogar dem erfahrenen Polizeikommissar auf den Magen. Bald wird klar: beide Feuer wurden absichtlich gelegt. Aber warum? Wer hat welche Interessen?

 

Tori ermittelt wieder auf eigene Faust, stößt wie schon beim ersten Mal im Dorf auf eine Mauer des Schweigens, denn bei aller Wahrheitsliebe: die Dorfgemeinschaft darf keinen Schaden nehmen. So war das schon immer und so wird es bleiben. Da ändert auch ein Drohbrief nichts, den Tori erhält und dessen Herkunft bis zum Ende unaufgeklärt bleibt. Es scheint so zu sein, dass manche, die im Dunkel bleiben wollen, Tori nicht länger im Dorf dulden wollen.

 

Der Fall wird gelöst, eine Strafe erhält wie schon im ersten Band keiner, der Dorffrieden ist wieder hergestellt, aber nicht nur der anonyme Brief dieselt in Tori weiter. Man darf auf den dritten Band gespannt sein und wie dort die Frage beantwortet wird, wie und ob sich Tori in Belleville weiter halten kann. Und wie ihre Beziehung zu dem jungen Restaurator weiter geht.

 

Wieder bezaubern wundervollen Landschaftsbeschreibungen, noch mehr neue Personen aus dem Dorf, viele historisch interessante Verweise und eine spannende Handlung den Leser.