Rezension

Wieder sehr berührend, ich habe aber ein ganz klein wenig Kritik

Know Us 2. Know you again -

Know Us 2. Know you again
von Jette Menger

Bewertet mit 4.5 Sternen

Achtung: Band 2 einer Reihe, nicht unabhängig lesbar!

 

Kian weiß, dass er sich von June fernhalten sollte. Er weiß, dass er sie verletzen wird und seine Anwesenheit allein, sie in Gefahr bringt – nicht körperlich, aber ihr zerbrechliches Selbst, das sie gerade erst ein wenig kitten konnte. Seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein und Kian weiß, dass er die Katastrophe nicht mehr lange abwenden kann. Wird er June verlieren? Wird er sich selbst verlieren?

 

 

Wie schon Band 1 steckt auch in diesem Band sehr viel Schmerz, aber auf eine andere Art. Ich hatte schon im letzten Band einen kleinen Verdacht und hier kommt relativ schnell raus, worum es geht. Ich finde das sehr gut, nicht nur, weil man nicht ewig auf die Folter gespannt wird, sollte man es nicht erraten, sondern auch, weil es mal nicht das ist, was man erwarten würde, wenn man an New Adult Bücher denkt. Es ist doch eigentlich immer eine „dunkle Vergangenheit“ – Kians ist nicht unbedingt dunkel, sie hat nur dazu geführt, dass es in ihm dunkel wurde.

 

Dieses Buch ist komplett aus Kians Sicht geschrieben, was ich einerseits wirklich toll finde, weil man endlich in ihn „hineinsehen“ kann, andererseits hätte ich zwischendurch das ein oder andere Kapitel aus Junes Sicht zu schätzen gewusst.

 

Kian hütet ein sehr großes Geheimnis. Manchmal wirkt er in seinem Abblocken und der Panik, die er schiebt, dass es herauskommen könnte, etwas übertrieben und bockig. Das Problem ist, dass man lange nur die Oberfläche des Problems sieht, bzw. erahnen kann. Was für ihn mit dran hängt, erfährt man erst deutlich später. Das macht schon Sinn, aber lässt Kian lange anders wirken.

 

Dieses Buch wirkt deutlich „jünger“ als das erste Buch, aber nur, weil es so lange dauert, bis Kians Gefühlswelt offen auf dem Tisch liegt. Ja, eine Lösung dafür ist sehr offensichtlich und wird ewig nicht in Erwägung gezogen, aber ich glaube das liegt daran, dass sich Kian so in die Ecke getrieben fühlt, dass er weder nach links noch nach rechts schauen kann. Seine Panik ist so schnell übermächtig, seine Gefühle sind einfach zu viel für ihn, er kann sie nicht recht in Worte fassen. 

 

Klar, ist der Charakter seiner Mutter überzeichnet, aber nicht komplett unrealistisch. Wäre sie nicht so überzeichnet, könnte man den Druck nicht nachvollziehen, an dem Kian zu zerbrechen droht. Seine Hilflosigkeit und Überforderung kommt sehr gut rüber.

 

Was mich etwas gestört hat, war, dass zu viel auf Vergebung und krasse Kehrtwendungen gesetzt wurde. Ich sage nur „Jase“. In Buch 1 konnte ich das noch nachvollziehen, in Band 2 war es mir zu doll. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich da nicht so bin.

 

 

Fazit: Dieses Buch ist einerseits ganz ähnlich wie Band 1, es gibt viele Ängste zu überwinden, es wird hochemotional und wenn man sich voll auf das Buch einlässt, leidet man mit den Protagonisten. Es geht aber um andere Themen. Hier steht Kian im Mittelpunkt und sein Gefühl der Machtlosigkeit. Er droht das zu verlieren, was ihn ausmacht und versteckt es vor allen in Bath, aus Angst wieder machtlos zu sein. 

Manchmal wirkt Kian bockig und fast kindisch, aber wenn man sich auf seine Gefühlswelt einlässt, bemerkt man schnell, dass es nicht so einfach ist. Es steckt mehr dahinter und man spürt, dass Kian dabei ist zu ertrinken und keinen Weg sieht, um sich zu befreien. Ein Weg ist relativ offensichtlich, aber ich kann verstehen, warum er ihn nicht sieht. Er blockt alles ab und kann die Hand vor Augen nicht mehr sehen.

 

Mir stand gegen Ende zu sehr das Thema Vergebung im Mittelpunkt, weil es mir zu umfassend war. Das fand ich schade, weil damit einige Kehrtwendungen einhergingen, die mir zu abrupt kamen.

 

Davon abgesehen hat mir das Buch wieder richtig, richtig gut gefallen. Von mir bekommt es 4,5 Sterne.