Rezension

Wien und die Juden

Die Zeichenkünstlerin von Wien - Beate Maly

Die Zeichenkünstlerin von Wien
von Beate Maly

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sarah Isserlein ist eine junge Frau und Jüdin, die 1421 in Wien lebt. Sie betreut ihren dementen Vater, ist als Hausfrau aber eher untalentiert, dafür zeichnet sie mit Leidenschaft. Ihr Zukünftiger hat dafür kein Verständnis. Durch Zufall lernt Sarah den Steinmetz Mathes Rockh kennen, der - ebenfalls durch Zufall - ihre Zeichentalent entdeckt. Durch Sarahs zum Christentum konvertierte Schwester Judith können sich die beiden noch das eine oder andere Mal sehen.

Doch in der Zwischenzeit spitzt sich die Lage für die Juden in Wien zu: Herzog Albert und seine Berater brauche für den Krieg gegen die Hussiten Geld, das sie bei den Juden vermuten. Letztendlich lässt Albert das jüdische Viertel abriegeln und bringt die Juden nach und nach ins Gefängnis, um dort von ihnen unter Folter zu erfahren, wo sie ihr weiteres Vermögen versteckt haben.

Auch Sarah wird gefangen genommen, ihr Vater dabei getötet. Auch ihr Bruder, der Medicus Elias, wird ins Gefängnis gebracht. Mathes, Judith und der Rest des Hauses machen sich große Sorgen und schließlich gelingt es ihnen, Sarah aus dem Gefängnis zu befreien. Doch damit ist die Familie noch lange nicht wieder vollzählig.

Ich fand das Buch an vielen Stellen zäh zu lesen, vor allem zu Beginn. Es besteht aus drei Handlungssträngen, nämlich einmal Sarah/im jüdischen Viertel, einmal Mathes/Judith/im christlichen Viertel und einem Herzog Albert/Politik. Die beiden ersten Stränge werden relativ schnell zusammengeführt, ab etwa der Hälfte gibt es nur noch wenige Kapitel, die aus dem jüdischen Viertel erzählen, weil sich die Handlung verlagert.

Aber auch gegen Ende gab es einige Punkte, wo man zwar gern noch über einige Personen mehr erfahren hätte, aber die Handlung an sich schon hätte abgeschlossen werden können. Bei einige Personen fand ich den gefundenen Handlungsabschluss auch unbefriedigend (z.B. bei Elias - ich will hier nicht zuviel vorwegnehmen).

Ein solider Historienroman, der gut recherchiert ist - gerade dafür, dass die Beate Maly im Nachwort selber sagt, dass sie sich alles Wissen über die Religionen erst anlesen musste. Einziges Manko: Auf dem Buchrücken ist der Nachname von Mathes falsch geschrieben ("Rock" statt "Rockh").