Rezension

Wilde Flussfahrt

MATTHEW CORBETT und der Fluss der Seelen -

MATTHEW CORBETT und der Fluss der Seelen
von Robert McCammon

Bewertet mit 5 Sternen

Es klingt nach leicht verdientem Geld: Matthew Corbett wird engagiert, um eine Frau auf einen Ball zu begleiten. Der Problemlöser hat sich nicht zum Escort-Boy gewandelt, sondern wird dazu gedrängt, dieses lukrative Angebot anzunehmen. Der Pferdefuß zeigt sich auf dem Ball, als er einem gewaltigen Problem in die Augen blickt.

Die Reihe um Matthew Corbett, dem ehemaligen Gerichtsdiener und mittlerweile Verbrecherjäger beziehungsweise Problemlöser führt in die Kolonien von Amerika, in eine Zeit, die vor der Stars-and-Stripes-Ära angesiedelt ist. Robert McCammon gelingt es auf spielerische Weise, die Geschichte der Kolonien und damit der USA zu zeigen, Entwicklungen zu veranschaulichen und all dies in einen spannenden und atmosphärisch dichten Roman zu vereinen. 

Nachdem ich mit Matthew Corbett bereits sechs Mal begleitet habe, war für mich klar, dass der siebente Band ebenso gelesen wird. Meine Erwartungen waren einen Hauch niedriger, weil mich der letzte Band „Matthew Corbett in den Fängen des Kraken“ nicht ganz umgehauen hat. Ich befürchtete, dass nun eventuell die Luft raus ist, und bin umso erfreuter, dass sich „Matthew Corbett und der Fluss der Seelen“ bei meinen persönlichen Highlights einreiht.

In diesem sechsten Band verschlägt es Matthew weitab von New York in südlichere Gefilde der Kolonien. Umgeben von Mücken, Plantagen und merkwürdigen Weggefährten, setzt sich Matthew diesmal mit dem Mord an einem jungen Mädchen auseinander, der augenscheinlich einem Sklaven in die Schuhe geschoben wird. 

Nun heißt es, den oder die Täter den Fluss der Seelen entlang in den Sumpf zu folgen, wo Matthew gefährliche, mysteriöse und bizarre Abenteuer erlebt. 

Robert McCammons Stil allein reicht, um in die Atmosphäre eines Romans abzutauchen. Dicht, greifbar und klar, treten Bilder und Zusammenhänge vor Augen, die faszinierend und beeindruckend zu lesen sind. Dabei beherrscht der Autor sein schriftstellerisches Schaffen in höchster Perfektion, weil er in verschiedensten Nuancen schreibt, sodass man als Leser in der Handlung gefangen bleibt. 

Manchmal ist es brutal, dann wieder humorvoll und originell. Den Hut ziehe ich, weil McCammon kein Pardon kennt und emotionslos unerwartet Leben nimmt. Besonders dieser Punkt ist für mich eindrucksvoll, weil es allzu viele Werke gibt, die ständig nach einem gefälligen Ausgang streben und man fühlt, das McCammon einfach nur eine gute Geschichte erzählen will.

Die Abenteuerfahrt am Fluss hat mir großen Spaß gemacht. Die Mörder- bzw. Sklavenjäger werden von etlichen Gefahren bedroht, die selbst Matthew nicht verschonen. Sie erleben eine wilde Fahrt mit ungewissen Ausgang, die zwischen Entsetzen, Schrecken und merkwürdigen Zufällen ein breites Repertoire bedient.

Während des Lesens habe ich mich selbst wie in einer Geisterbahn gefühlt. Man sitzt im Dunkeln, spürt, dass etwas kommt, und schreit trotzdem entsetzt auf, als es dann so weit ist.

Hinzu kommt, dass McCammon Bezug zu den bisherigen Bänden schafft und sich die Abenteuerfahrt exzellent in das Gesamtbild fügt.

Ein weiteres Mal habe ich an Matthew Corbetts Seite eine großartige Zeit in den Kolonien von Amerika verbracht. Daher freut es mich umso mehr, dass die Reihe noch lange nicht zu Ende ist.

Die Reihe:
1) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band I 
2) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band II
3) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band I 
4) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band II
5) Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter
6) Matthew Corbett in den Fängen des Kraken
7) Matthew Corbett und der Fluss der Seelen 
8) Matthew Corbett und der maskierte Rächer

 

This review was first published at Zeit für neue Genres.