Rezension

Willkommen in Elan

Der Thron von Melengar - Michael J. Sullivan

Der Thron von Melengar
von Michael J. Sullivan

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Royce und Hadrian sind Diebe, aber keine gewöhnlichen Schurken, sondern unabhängige Gauner, die nicht den Zwängen irgendwelcher Zünfte unterworfen sind. Bekannt sind sie auch unter dem Namen Riyria.
Sie werden nicht für gewöhnliche Aufträge angeheuert, sondern nur für die besonders kniffligen Fälle. Sogar Adelige nehmen ihre Dienst in Anspruch, natürlich unter absoluter Diskretion.

Eigentlich stehen die beiden finanziell gerade sehr gut da, denn sie haben bei ihrem letzten Auftrag durch eine Betrügerei doppelt abgesahnt, doch der Mann der sie aufsucht wirkt verzweifelt, als er um ihre Hilfe bittet. Sie haben eigentlich auch strikte Regeln und dazu gehört es einen Auftrag nicht kurzfristig anzunehmen um Ort und Geschichte ausreichend prüfen zu können.
Doch ihr potenzieller Auftraggeber hat keine Zeit und fürchtet um sein Leben. Hadrian, der nichts gegen eine Gute Tat einzuwenden hat, besonders wenn sie dazu noch 100 Taler verspricht, sagt zu und die beiden tappen direkt in eine Falle.

Der König wird ermordet und den beiden wird die Schuld zugeschoben, sie werden gefangengenommen und sollen noch am nächsten Tag gehängt werden, natürlich erst nach langer, qualvoller Folter.

Doch die Prinzessin befreit die beiden, da sie einen Komplott erahnt und beauftragt sie den Prinzen zu entführen, um diesen in Sicherheit zu bringen. Desweiteren sollen sie einen alten Zauberer aufsuchen, der in einem geheimen Gefängnis sitzt, um von ihm Antworten zu erlangen.

Die beiden ahnen, dass dies alles keine gute Idee ist, doch was bleibt ihnen für eine Wahl?

Meine Meinung

Bevor ich anfing das Buch zu lesen, stolperte ich über einen Kommentar auf der Rückseite des Buches. Dieser Kommentar besagte, wenn man Games of Thrones mögen würde, müsse man unbedingt Michael J. Sullivan lesen. Das machte mich gespannt und jetzt am Ende des Buches verstehe ich den Kommentar nicht so ganz. Ja wir haben hier ein Fantasy Buch, jedoch gibt es inhaltlich keinerlei Parallelen, außer das im Buch eine Intrige vorkommt.
Nein, das erste Buch der Riyria Reihe kann sich nicht mit Martins Epos messen, weder in der Tiefe der Komplotte noch sprachlich gesehen.

Damit will ich nicht sagen, dass ich das Buch schlecht fand, im Gegenteil, es hat mich wirklich gut durch einige Tage begleitet, in denen ich wegen einer Gelenkentzündung zu Hause festsaß und möglichst nicht aufstehen sollte.
Doch rollen wir das Ganze von Anfang an auf ;-)

Die Protagonisten Royce und Hadrian sind zwei Schurken, die mit dem Gesetz hadern um sich eigene Vorteile zu verschaffen, der eine ist ein hervorragender Kämpfer, der andere ein Meisterdieb. Trotz ihrer Vorzüge sind sie jedoch nicht gegen alle Gefahren gefeit. Sie sind keine Überhelden, sondern menschliche Wesen, die sehr wohl verletzt oder besiegt werden können, auch wenn sie auf ihrem Gebiet hervorstechen. Mir persönlich gefällt so etwas sehr gut, da es einfach realistischer ist und mehr Spannung hinein bringt. Was nützt mir ein Held, von dem ich von vorne herein weiß, dass ihm kein Haar gekrümmt werden kann?

Obwohl sie eigentlich Verbrecher sind, so sind sie doch keine bösen Menschen, sie schützen diejenigen, die sie schätzen und lieben und zumindest in Hadrian blitzt immer wieder ein Funke Ritterlichkeit auf. Zum Schluss würde ich sogar soweit gehen ihnen ein wenig Robin Hood Manier zuzuschreiben, jedoch in dezenten Maßen, was die ganze Sache nicht ins Lächerliche zieht.

Die Dialoge zwischen den beiden und mit anderen sind zum großen Teil gelungen, jedoch in einigen Szenen wirken sie gestelzt.

Das ist auch eigentlich schon das Hauptproblem des Autoren. Die Dialoge. Teilweise sind sie ihm gelungen, doch immer wieder ist man genervt, weil die Sätze, die seine Figuren hervorbringen eben doch sehr konstruiert und übertrieben sind.
Insgesamt passierte dies an drei Stellen, da sich die Gespräche sonst jedoch gut lesen ließen, verbuche ich dies als kleinen Fehler, der sich hoffentlich im Verlauf der Reihe ausmerzen lässt.

Die Geschichte selber ist gut durchdacht mit vielen spannenden und teilweise berührenden Momenten. Dazu werden wir schon etwas in die Mythologie eingeführt, die mir persönlich Einflüsse von Tolkien offenbaren. Ich hoffe, das dieser Teil noch ausgebaut werden wird.
Am Ende des Buches gibt es übrigens noch ein kleines Glossar, in dem auch die Götter auftauchen neben Landen und politischen Richtungen.

Der eigentliche Handlungsstrang ist in sich abgeschlossen, doch gleichzeitig wissen wir, dass noch etwas Großes in den anderen Büchern folgen muss, denn bei ihrer Mission ist den beiden Dieben ein wahrscheinlich großer Fehler unterlaufen, der große Konsequenzen mit sich ziehen wird.
Das ist auch wieder eine Sache, die der Autor sehr gut macht, das besagt Ereignis tritt zum Schluss total in den Hintergrund, doch der Leser kann dennoch nicht aufhören daran zu denken und auch wenn wir kein klassisches offenes Ende haben, so bleibt doch eine Frage offen und die ist nicht gerade klein.

Der Autor hat eine eigene Welt erschaffen, wie es bei klassischen Fantasy Geschichten nicht unüblich ist, wir bekommen vorerst jedoch nur einen kleinen Einblick, was ich eher als positiv empfunden habe, da ich persönlich durch zu viel Informationen erschlagen worden wäre. Für interessierte enthält das Buch jedoch eine Karte mit den Teilen von Elan (so ist der Name der Welt).

Die Erzählperspektive ist ein personaler Erzähler, der jedoch nicht allzu tief in das Gefühlsleben der Personen eingreift. Eigentlich mag ich es, wenn wir tiefe Blicke in die Seelen der Figuren werfen können. Hier scheint mir diese eher ein wenig oberflächliche Struktur passend. Denn der eine oder andere spannende Moment wäre flöten gegangen, hätten wir einen tieferen Blick auf die Person werfen können.

Fazit

Eine gelungener Auftakt zu einer Fantasy Reihe: Das Buch weist noch kleine Schwächen auf, die Reihe hat jedoch meiner Meinung nach großes Potenzial.