Rezension

Wir sind nicht zu fassen

Wir sind nicht zu fassen
von Kurt Dinan

Max ist ein klassischer Außenseiter, den man auf jeder Schule finden kann: ein fast unsichtbarer Junge ohne Freunde und nennenswerte Fähigkeiten, mit durchschnittlichen Noten. Einfach-nur-Max! Bislang störte Max sich nicht an diesem Außenseiterdasein. Doch als er eines Tages eine Einladung von dem berühmt berüchtigten Chaos Club - der an der Asheville High sein Unwesen treibt -, erhält, sieht er seine Chance, etwas an seinem unscheinbaren Dasein zu ändern. Ein Teil dieses legendären Clubs zu sein, würde alles ändern. Denn wer kann von sich behaupten, dass er in einer nächtlichen Aktion eine ganze Kuhherde auf dem Schuldach platziert hat, oder öffentlich Rache an einem ihm verhassten Lehrer genommen hat, ohne dafür bestraft zu werden? Das sind verlockende Aussichten, jedoch vergisst Max - vor lauter Hoffnung, in den geheimen Club aufgenommen zu werden-, misstrauisch zu sein. Er ist zwar tatsächlich ein Teil der nächsten Aktion des Chaos-Clubs - nur nicht ganz so wie erhofft. Und so befindet er sich plötzlich mit vier weiteren vermeintlichen Anwärtern in einer prekären Lage, auf einem verunstalteten und hell erleuchteten Wasserturm auf dem Schulgelände, wieder. Umringt vom Sicherheitsdienst …

In "Wir sind nicht zu fassen" von Kurt Dinan stehen fünf junge Menschen, die wie Max auf den Streich des Chaos-Clubs hereingefallen sind, und ihr Rachefeldzug deutlich im Mittelpunkt. Fünf sehr unterschiedliche Jugendliche, die ihr Leben in die von ihnen gewählten Bahnen lenken möchten und dabei (zur Freude der Leser) einige Hürden überwinden müssen. Jeder von ihnen ist aus einem ganz persönlichen Grund motiviert diesen Club auffliegen zu lassen und so inszenieren sie eine Aktion nach der anderen. Natürlich sorgfältig geplant und gemeinsam in der Gruppe durchgeführt. Doch ihr Plan gerät oft ins Wanken, weil jeder die Chance nutzt, um einen persönlichen Rachefeldzug zu bestreiten. Dabei verlieren sie oft das gemeinsame Ziel aus den Augen.

Die bedeutsame und gewichtige Thematik dieser Geschichte bietet viel Potenzial, jedoch fehlt es ihr etwas an Tiefe. Viele Situationen wirken zugunsten der Situationskomik zu oberflächlich und rasch abgehandelt. Auch die Charaktere wurden von Kurt Dinan bis auf Max etwas eindimensional gezeichnet, sodass man nur einen kleinen Einblick in ihre wahre Persönlichkeit bekommt. Sehr lesenswert fand ich jedoch die Entwicklungen innerhalb der Gruppe, denn als Leser durfte ich erleben, wie fünf so verschiedene Jugendliche trotz ihrer Probleme zu einer verschworenen Einheit werden.

Der Titel „Wir sind nicht zu fassen“ kam für mich etwas zweideutig daher. Zum einen liegt die Erklärung dafür offensichtlich in der Handlung: der Chaos-Club arbeitet so versteckt, dass man seine Akteure nicht fassen kann. Die Zweideutigkeit liegt für mich aber auch in den Taten der fünf nach Rache lechzenden Außenseiter, denn diese agieren manchmal etwas unüberlegt und das Ergebnis ihrer Handlungen ist für sie selbst und den Leser nicht zu fassen, im Sinne von nicht zu begreifen.

Bis auf ein paar kleine Kritikpunkte bietet „Wir sind nicht zu fassen“ von Kurt Dinan fast alles, was ein unterhaltsames Jugendbuch benötigt: Eine interessante, überzeugende und humorvolle Handlung, die in einem einfach gehaltenen, aber nicht zu platten Schreibstil niedergeschrieben wurde und einige bedeutsame Botschaften für die Leser bereithält. Charaktere, mit denen man sich identifizieren kann und die greifbar sind. Eben Menschen, mit denen der Leser sich gerne umgibt, oder die ihn bewegen, auf welche Weise auch immer. Nicht zu vergessen: bedeutsame und eindringliche Themen, mit denen sich der Leser gerne beschäftigt, die, gemischt mit einer guten Portion Situationskomik, die Handlung nie zu schwermütig werden lassen.

 

www.kathrineverdeen.blogspot.de