Rezension

wirklich erste Sahne!

Amuse-Gueule ist kein Dorf in Sachsen - Benjamin Kindervatter

Amuse-Gueule ist kein Dorf in Sachsen
von Benjamin Kindervatter

Bewertet mit 5 Sternen

Benjamin Kindervatter hat sich gerade von seiner Freundin getrennt und mit ihr verliert er einen großen Teil seiner Wohnungseinrichtung. Nun verliert er sich im Selbstmitleid und der Alkohol wird zunächst ein neuer Freund. Doch als Freunde sich das nicht mehr anschauen können, überreden sie ihn zur Partnersuche auf Friendscout. Als auch das nicht wirklich hilft, soll Benjamin in den Bergen Gott suchen. Er findet ihn zwar nicht, dafür aber eine süße Französin, die ausgerechnet auf Wohnungssuche in Berlin ist. Wie durch „göttliche Fügung“ hat Benjamin nun also eine neue Mitbewohnerin und auch eine neue Freundin. Wenn das mal nicht perfekt wäre. Doch leider ergeben sich zwischen den beiden einige kulturelle und auch nationale Schwierigkeiten, die die beiden überwinden müssen.

Inhalt:

Benjamin Kindervatter erzählt in seiner humoristischer Weise von seiner Beziehung mit der Französin Marianne. Er hantiert dabei mit Wortspielen, die gestochen scharf sind und in keinster Weise flach oder platt wirken. Was mir besonders gut gefällt ist, dass viele der Anekdoten intellektuell anspruchsvoll sind und so einen gewissen (nicht imenz hohen) Anspruch an den Leser stellen. Ich habe selten beim Lesen eines Buches so viel gelacht und geschmunzelt, wie bei diesem Buch. Der arme Benjamin kommt mit seiner Marianne wirklich in viele komische oder auch unangenehme Situationen, die er dem Leser mit viel Humor schildert. An einigen Stellen tat er mir fast ein bisschen Leid und an anderen Stellen dachte ich nur: „Typisch Mann!“. Dieses Buch ist aber nicht etwa ein Buch für Frauen, ich finde es fast eher im Gegenteil. An den Stellen, an denen ich den Kopf geschüttelt habe, hätte mein Freund wahrscheinlich herzlich gelacht. Ich kann dieses Buch also wirklich empfehlen.

Schreibstil:

Der Schreibstil des Autors hat mir sehr, sehr gut gefallen. Er schafft es immer den Satz auf den Punkt zu bringen und dabei auch noch herrliche Wortspiele einzubauen. Er neigt natürlich bei seinen Erzählungen etwas zur Übertreibung, aber ansonsten wäre es auch nicht so lustig. Das Buch wirkt an keiner einzigen Stelle flach oder konstruiert. Alles klingt wie die Erzählung eines Junggesellen, der endlich eine Frau gefunden hat, die zu ihm passt und für sie nimmt er fast jede Hürde auf sich. Mir gefällt der Schreibstil auch deshalb so gut, weil alles so realistisch ist. Obwohl Benjamin in seinem Leben fast alles passiert zu sein scheint, was es an Peinlichkeiten auf dieser Welt gibt, kauft man es ihm ab. Und das finde ich, ist die eigentliche Meisterleistung des Autors. Er übertreibt maßlos, aber in einem Rahmen, der es noch möglich erscheinen lässt. Ich würde sagen, dieser Debütroman ist mehr als gelungen. Ich hoffe auf viele weitere, denn dieses hat mich wirklich überzeugt.

Charaktere:

Die Figur Benjamin Kindervatter hat mir extrem gut gefallen. Er scheint ein sehr netter Kerl zu sein, der jedoch manchmal gerne etwas Macho sein möchte und auch sonst nicht ganz weiß, wo er sich einordnen soll. Seine Freundin Marianne mit ihren vielen Ansprüchen an ihn, macht es ihm da nicht viel leichter, denn plötzlich muss er noch mehr Rollen erfüllen. Ich finde jedoch, dass sein Charakter wunderbar zum Stil des Buches passt. Er scheint das Unglück ein wenig anzuziehen und dennoch ist er nicht übertrieben tollpatschig. Es passt einfach.

Cover:

Das Cover des Buches hat mir ebenfalls gut gefallen. Es hat mich auf Anhieb neugierig gemacht. Ich finde auch, dass es bereits ein klein wenig über die Art des Buches verrät. Es passt sehr gut zu seinem humorvollen Buch. Auch finde ich, dass es durch die Art der Gestaltung und die Tatsache, dass es kein Taschenbuch ist, zeigt, dass es kein flaches Buch mit platten Witzen ist, sondern einen gewissen intellektuellen Anspruch an den Leser stellt.

 

Fazit:

Dieses Buch ist wirklich erste Sahne. Ich habe selten ein Buch erlebt, dass so lustig und dabei überhaupt gar nicht flach ist. Die Wortspiele sind wirklich gut. Ich habe selten so viel gelacht und geschmunzelt während des Lesens eines Buches. Ich kann dieses Buch also wirklich nur allen empfehlen, die Lust auf ein humorvolles Buch mit einem gewissen intellektuellen Anspruch haben.