Rezension

Wissen ist Macht

Die Zeuginnen - Margaret Atwood

Die Zeuginnen
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4 Sternen

34 Jahre nach dem „Report der Magd“ kam Margret Atwoods zweiter Teil der Dystopie über Gilead, der theokratischen Militärdiktatur in den USA, heraus. Darin erzählt sie von einer Ideologie, die angeblich auf der Bibel beziehungsweise dem Alten Testament beruht, in Wahrheit aber auf verdrehten und aus dem Kontext gerissenen Bibelversen aufbaut. Frauen haben dort nichts zu sagen, sie sind zum Dienen und Kinderkriegen da und dürfen nicht Lesen und Schreiben lernen.

gstvor ein paar Sekunden

34 Jahre nach dem „Report der Magd“ kam Margret Atwoods zweiter Teil der Dystopie über Gilead, der theokratischen Militärdiktatur in den USA, heraus. Darin erzählt sie von einer Ideologie, die angeblich auf der Bibel beziehungsweise dem Alten Testament beruht, in Wahrheit aber auf verdrehten und aus dem Kontext gerissenen Bibelversen aufbaut. Frauen haben dort nichts zu sagen, sie sind zum Dienen und Kinderkriegen da und dürfen nicht Lesen und Schreiben lernen.

In „Die Zeuginnen“ erzählen drei Frauen von ihren Erlebnissen. Da ist zum einen Tante Lydia, eine der wenigen, die gut gebildet ist und Macht hat. Auch zwei junge Mädchen kommen zu Wort. Die eine lebt im Canada und hat gerade ihre Eltern durch ein Attentat verloren, die andere, Agnes Jemima, ist in Gilead aufgewachsen und berichtet auf Seite 117: „Soweit ich erkennen konnte, war der erwachsene weibliche Körper eine einzige Sprengfalle. Wo ein Loch war, würde garantiert etwas hineingeschoben, und etwas anderes käme heraus … So vieles konnte ihm angetan werden, diesem erwachsenen weiblichen Körper, so vieles konnte damit schiefgehen, dass ich am Ende das Gefühl hatte, ohne ihn wäre ich besser dran“.

Dieses Buch in Zeiten zu lesen, in denen Frauen im Iran für ihre Rechte kämpfen, macht sehr deutlich, wie schwer es diese Frauen haben. Es wird versucht, sie dumm zu halten, ihnen Angst einzujagen, wenn sie nicht kuschen. So wagen sie sich kaum gegen die Ungerechtigkeiten aufzubegehren. Männer dagegen haben mehr oder weniger Narrenfreiheit, weil sie angeblich die größeren Gehirne haben (die sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen).

Der Inhalt dieses Buch machte mich so wütend, dass ich es nicht am Stück lesen konnte. Ich brauchte dringend Pausen mit versöhnlicherer Lektüre. Da ich den „Report der Magd“, den Atwood 1981, nach einer Reise nach Afghanistan begonnen hatte, schon vor einer geraumen Weile gelesen habe, war ich in manchen Abschnitten viel zu weit weg, um mich darauf einzulassen. Da fragte ich mich, ob es wirklich nötig war, dieses Thema noch einmal aufzunehmen. Allerdings war das Ende so spannend und hoffnungsvoll, dass mir die Zeit, die ich mich mit Gilead auseinandersetzte, nicht mehr leid tat.