Rezension

Wo beginnt schräg, wo endet sonderlich?

Schräge Vögel, Faszinierende Lebensentwürfe - Alfred Komarek

Schräge Vögel, Faszinierende Lebensentwürfe
von Alfred Komarek

Bewertet mit 2 Sternen

Sie nehmen sich die Freiheit, anders zu sein, gehen unbeirrt ihren Weg auf unbegangenen Pfaden, haben hoch fliegende Träume und verankern sie fest in die Wirklichkeit.
Ein Lesegenuss, der Lust macht auf kreative Unvernunft.

Alfred Komarek porträtiert in seinem Buch dreizehn „Schräge Vögel“ und sich selbst, der Fotograf János Kalmár steuert zahlreiche Bilder bei.

Ich weiß nicht so recht, was ich zu den verschiedenen Lebensentwürfen sagen soll, denn unter schrägen Vögeln habe ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt. Mir persönlich waren die meisten der Personen nicht wirklich ausgeflippt genug sondern maximal etwas sonderbar, dies mag aber auch der Tatsache geschuldet sein, dass ich wahrscheinlich nicht so ganz in die Zielgruppe passe. Viele der vorgestellten Menschen sind eben sehr künstlerisch interessiert, dies ist für mich aber noch kein Aufnahmekriterium in den Kreis der schrägen Vögel. Einzig zwei Portraits haben mir wirklich gefallen und mich gut unterhalten. Dazu zählt die quirlige Martha Laschkolnig, Künstlername Martha Labil, die sich trotz abgeschlossenem Studium der Malerei nicht im Leben angekommen fühlt.

"Als sie dann mit dem Studium fertig war, ertappte sie sich wenig überrascht bei der Erkenntnis, dass sie wohl nie mit irgendwas fertig sein würde, fertig sein wollte. Na also! Damit war endlich ein Lebensweg gefunden, der sich durch profunde Unvernunft ebenso auszeichnete wie durch unverdrossenes Grundvertrauen. Die Welt mochte sich noch so abweisend geben, letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als gefälligst offen zu stehen."

Nun arbeitet sie als Clown. Allerdings nicht so, wie wir sie aus dem Zirkus oder Kabarett kennen, denn Martha Labil bleibt dem Ruf der Künstler treu und erfindet sich vollkommen neu, passt in kein Schema. Dafür wurde sie bereits von einem Gremium mit einem Preis in der Kategorie "Herausragende Produktion für Kinder" belohnt. Mit Martha konnte ich mich auf Grund ihres Alters etwas identifizieren und sie entsprach genau dem, was ich mir von allen Personen in diesem Buch versprochen hatte.

Auch Friedl Umschaid, der Gedankenüberschussverwerter, hat Eindruck auf mich gemacht. Er verkörpert den wunderlichen Erfinder wirklich perfekt, denn seine Ideen sind sinnlos und faszinierend zugleich. Auf seinen Bildern sieht man ihn unter anderem mit einer Bohrmaschine (ein Finger mit handbetriebener Kurbel; eine Popel-Hilfe) oder einem Überfluss vermeidenden Suppenteller mit Abfluss und Stöpsel. Und noch immer sprudeln die Erfindungen nur so aus seinem Kopf.

"Die Gründung des 'Vereins zur Verwertung von Gedankenüberschüssen' war zwingend notwendig geworden, damit die Überschwemmung durch Ideen und der Wildwuchs an Gedanken in ein ordentliches Chaos münden konnten."

Fazit: Die meisten Schwierigkeiten hatte ich mit dem Satzbau, der wahrscheinlich auf die Herkunft des Autors zurückzuführen ist. Alfred Komarek ist Österreicher und einige Sätze empfand ich als Deutsche beim Lesen sehr holperig, andere extrem verschachtelt und verwirrend. Unbekannte Vokabeln erschwerten den Lesefluss zusätzlich.
Wenn, dann würde ich das Buch allen empfehlen, die 40+ sind und sich eventuell auch mit den vorgestellten Persönlichkeiten besser identifizieren können. Allgemein entsprach das Buch nicht meinen Erwartungen und verspricht mit dem Zusatz "Faszinierende Lebensentwürfe" mehr, als es letztendlich halten kann. Lesegenuss oder das Verlangen auf Unvernunft konnten mir die Kurzbiographien leider bis auf die genannten Ausnahmen nicht vermitteln. Daher meine eher verhaltene Bewertung.