Rezension

Wo bleiben die Superkräfte?

SOS-Superhelden -

SOS-Superhelden
von Fabienne Lämmel

Bewertet mit 5 Sternen

„...Für den jungen Agenten Novak war es der erste echte Einsatz. Dementsprechend war er besonders bemüht, keinen Fehler zu machen und schaute deshalb zum wiederholten Male die Fotos an, die man ihnen von der Zielperson gegeben hatte...“

 

Die Zielperson ist der 14jährige Hugo, der sich wenige Minuten später auf den Weg in die Bibliothek macht. Dort aber wird er nicht ankommen. Als er erwacht, ist er in einem fensterlosen Raum zusammen mit vier etwa gleichaltrigen Personen. Eines der Mädchen stellt ihm die Fragen, die er sich gern selbst gestellt hätte.

 

„...Also, wer seid ihr, wo bin ich, wie bin ich hierher gekommen und was hat dass alles zu bedeuten?...“

 

Hugo, Chris, Krimhild, Kolja und Olivia erfahren wenige Minuten später, dass sie auserwählt wurden, weil eine Maschine, die sich Kassandra nennt, der Meinung ist, sie würden demnächst Superkräfte entwickeln. Und die Organisation SOS kümmert sich darum, dass sie dafür entsprechend ausgebildet werden.

Die Autorin hat ein spannendes Jugendbuch geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen. Er wirkt keinesfalls flapsig, sondern ist sehr abwechslungsreich. Dass zeigt sich insbesondere, wenn die Protagonisten selbst zu Wort kommen. Wie es normal ist, hat jeder seine Art sich auszudrücken. Außerdem unterstützt er die teilweise rasante Handlung.

Das Buch ist eine gekonnte Mischung von SF – Elementen und realen Gegenwartsbezug. Die Fünf sind eigentlich ganz normale Jugendliche, nur jeder mit seine besonderen Charaktereigenheiten. Darauf aber möchte ich nicht eingehen. Das möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.

Nun müssen sie sich als Team zusammenraufen. In einem aber sind sie ich einig. Das klingt aus ihrem Munde so

 

„...Ein andermal und später scheinen hier in der Basis die am meisten verwendeten Wörter zu sein...“

 

Das will ausdrücken, dass Fragen zumeist wenig bis nicht beantwortet werden. Dafür stolpern sie erst einmal von einer Katastrophe in die nächste. Von Superkräften ist weit und breit nichts zu sehen. Allerdings bekommen sie so nebenbei mit, dass die ihnen mancher gar nicht zutraut.

SOS hat ein weiteres Problem. Wissenschaftler, die mit ihnen zusammenarbeiten, sind plötzlich verschwunden.

Wissenschaftliche Fragen, die vor allem das Transportsystem von SOS betreffen, werden sehr anschaulich und allgemeinverständlich erklärt. Auch manche Diskussionen des Teams berühren wichtige Fragen.

 

„...Unsere Gene geben die Richtung vor, aber das Umfeld, in dem wir aufwachsen und die Dinge, die wir erleben, nehmen ebenfalls Einfluss auf uns...“

 

Bei ihren ersten Auftrag, der eigentlich ein besseres Ablenkungsmanöver ist, zeigt sich, dass die Fünf in ernsthaften Situationen gut harmonieren, auch wenn sie ab und an einen sprachlichen Schlagabtausch bevorzugen. Besonders Krimhild und Kolja sind dafür prädestiniert.

Ein feiner Humor, der manchmal sehr trocken sein kann, durchzieht die Geschichte.

 

„...Wenn du dass Wort Training aussprichst, bin ich allein vom Hören schon fix und fertig!...“

 

Immer wieder müssen die Fünf erleben, dass das, was man ihnen gesagt hat, und das, was geschieht, zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille sind. Das macht sie zunehmend misstrauisch.

Neben den äußeren Spannungsmomenten ergibt sich durch die Unterschiedlichkeit der Fünf ein innere Spannung. Es macht Spaß, zu erleben, wie sie zum Team zusammenwachsen und das Verhalten der Agenten von SOS mehr und mehr hinterfragen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.