Rezension

Wo bleibt die Entführung?

Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung - C. C. Hunter

Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung
von C. C. Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Dank des von Derek empfohlenen Privatdetektivs, kann Kylie ein Treffen mit den Stiefeltern ihres leiblichen Dads ausmachen. Dass diese nicht die sind, die sie zu sein vorgeben, wird spätestens dann klar, als sie buchstäblich „verpuffen“. Um Kylies Sicherheit zu gewährleisten, wird der „Schattendienst“ eingeführt, der dafür sorgt, dass sie stets von jemandem begleitet wird. Auch Derek wird nicht von der Schattenpflicht befreit, obwohl Kylies derzeitiger Favorit, Lucas, ganz schön was dagegen hat. Natürlich nimmt der allgegenwärtige Spuk keine Rücksicht auf die Verirrungen in Kylies Leben und so wartet ihr dieses Mal ein erinnerungsloser Geist mit einer Botschaft der unbestimmten „Anderen“ auf: einer wird leben, aber ein anderer muss sterben…

Eigene Meinung

„Entführt in der Dämmerung“, der nunmehr dritte Teil der „Shadow Falls Camp“-Reihe von C. C. Hunter bot wieder einmal angenehme Lesestunden, gefüllt mit guter Unterhaltung und der durchaus gelegentlich angebrachten Verzweiflung ob Kylies viel zu langen Leitung.

Der Schreibstil stellt auch weiterhin kein literarisches Meisterwerk dar und befindet sich vom Niveau her selbst im Jugendbuchbereich wahrscheinlich eher in der unteren Mittelschicht, liest sich dafür aber einwandfrei und saugt den Leser förmlich zwischen die Seiten. Hunter schreibt so bildhaft, dass man wirklich das Gefühl hat, im Shadow Falls Camp zu sein, den Duft des Waldes zu riechen und, in meinem Fall, in der texanischen Hitze zu brüten. Vermutlich werde ich auch noch beim letzten Band darüber meckern, dass man sich für den personalen Erzählstil entschieden hat, anstatt der so gern monologisierenden Kylie die Ich-Perspektive zu verpassen. Das würde einfach so viel besser passen!

Die Charaktere bestechen weiterhin durch ihre charmante Art, haben sich allerdings nicht groß weiterentwickelt. Sympathisch sind sie aber trotzdem!
Endlich wird dem Klassenclown und Gestaltwandler Perry ein wenig Raum gegeben, den er auch gekonnt für sich zu nutzen weiß. Ich mochte ihn schon in „Geboren um Mitternacht“, doch dieses Mal konnte er mein Herz im Sturm erobern. Ironischerweise wirkt ausgerechnet Miranda etwas blass, dabei geht es doch zum großen Teil um ihre und Perrys mögliche Beziehung. Dellas allgegenwärtige Aggressivität, ihre Mordlust und ihr Hang zur Ironie machen sie für mich zu einem der interessantesten Charaktere, denn wenn sie mal Gefühle zeigt, hat das einen guten Grund und ich fühle stets mit ihr. Kylie hingegen wird immer dümmer. Vielleicht ist sie mittlerweile so daran gewöhnt, dass man ihr jeden Wunsch von den Augen abliest, dass ich einfach nicht von ihr erwarten kann, um Hilfe oder einen gescheiten Ratschlag (von der richtigen Person!) zu bitten, damit sie nicht ewig auf der Stelle tritt. Oftmals habe ich das Gefühl, sie selbst kriegt überhaupt nichts hin. Sie hat die tollsten Fähigkeiten und gibt sich kein Stück Mühe, diese sinnvoll einzusetzen oder mal richtig zu beherrschen, aber Hauptsache, sie spielt für alle Amor und hüpft selbst wie ein Pingpong Ball von einem zum anderen. Zu ihren beiden Lovern möchte ich eigentlich gar nichts sagen, denn ich habe das Gefühl, diese nach 3 Bänden immer noch nicht zu kennen. Hunter manipuliert uns (vielleicht auch nur mich) so, dass man je nach Bedarf, den anderen wieder sympathisch findet, sodass ich mir gar keine Meinung bilden kann!

Die Geschichte war zwar wieder schön zu lesen, aber doch nicht ganz so spannend wie deren Vorgänger. Bis zum Schluss musste ich mich fragen, wann der Titel zum Programm wird, denn die waren bisher ja immer wörtlich zu verstehen. Nennt mich blind, aber ich habe keine Entführung im eigentlichen Sinne „erlebt“.
Am meisten hat mich aber enttäuscht, dass die verschiedenen Arten sich untereinander so wenig kennen. Dabei ist ja das ja noch mit dem allgegenwärtigen Rassismus und den engstirnigen und aggressiven Gruppendynamiken zu erklären. Warum allerdings Kylie, die bis dahin keiner Gruppe angehörig ist, nicht mal ein wenig recherchiert, um ihre Mitmenschen zu verstehen, bleibt mir ein Rätsel. Wenn ich schon nicht weiß, was ich bin, möchte ich doch wenigstens wissen, mit wem ich es sonst so zu tun habe – im Zweifelsfall sogar, um mich besser zu verteidigen.

Alles in allem verlief „Entführt in der Dämmerung“ nicht viel anders als die anderen Bücher, nur dass dieser wesentlich ruhiger war. Kylie wurde mal wieder mit mehr Problemen konfrontiert als eine Person schaffen kann, entdeckt wieder neue Fähigkeiten, ohne mal irgendetwas in einen vernünftigen Kontext zu setzen, versucht, die Prophezeiung ihres derzeitigen Geistes zu verhindern und diesem gleichzeitig „hinüber zu helfen“ und am Ende gibt es einen Showdown. Das Prinzip ist nicht neu, aber es funktioniert und das wirklich fiese Ende ließ mich sofort zu Band 4 greifen.

Fazit

C. C. Hunters „Shadow Falls Camp 04 – Entführt in der Dämmerung“ ist, meiner Meinung nach, der bisher schwächste Teil, auch wenn ich mich wieder gut unterhalten gefühlt habe. Der Schreibstil ist so simpel und flüssig zu lesen wie eh und je, weiterhin wünschte ich mir die Ich-Perspektive anstelle der personalen Erzählweise und die Dreiecksbeziehung treibt mich noch in den Wahnsinn. Trotz alledem hatte ich einfach wieder Spaß, habe mich über ein Wiedersehen mit Hunters Figuren gefreut und beendete meine Lektüre mit dem Gedanken, dass es viel zu schnell vorbei war. So kann ich jedem Fan der Reihe auch diese Fortsetzung empfehlen und vergebe schwache 4/5 Bücher!