Rezension

Woher kommt gewalttätiges Verhalten?

Verdorbenes Blut - Geoffrey Girard

Verdorbenes Blut
von Geoffrey Girard

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

In einem Labor in den Vereinigten Staaten wurden Experimente mit der DNA der gefährlichsten Serienmörder aller Zeiten durchgeführt. Man hat Klone dieser Verbrecher produziert. Zu Beginn des Buches sind 6 dieser Klone ausgebrochen und befinden sich nun auf einem Roadtrip, der eine Spur von Gewalt zurücklässt. Castillo, ein traumatisierter Soldat, wird vom DSTI damit beauftragt, diese jugendlichen Kopien ihrer Originale aufzuspüren und zurück in die Forschungseinrichtung zu bringen.

Meine Meinung:

Mir hat "Verdorbenes Blut" von Geoffrey Girard gut gefallen. In dem Buch geht es zwar auf den ersten Blick um die Jagd nach den ausgebrochenen Klonen, aber es wird relativ schnell deutlich, dass es in dem Buch eigentlich hauptsächlich um zwei Fragen geht:

1. Bis zu welchem Punkt sind Experimente im Namen der Wissenschaft zulässig? Ab welchem Punkt müsste man eigentlich sagen: STOP!!!

2. Liegt die Veranlagung zur Gewalt und grausamen Verhalten in den Genen eines Menschen oder wird er durch seine Umwelt geprägt und zu dem gemacht, was er ist?

Castillo trifft bei seiner Suche nach den flüchtigen Jugendlichen auf den Sohn des Forschungsleiters Jacobson, der ein Klon des berüchtigten Serienkillers Jeffrey Dahmer ist. Die Art und Weise, wie Castillo Jeff immer wieder als Monster und dann wieder als verängstigten Teenager betrachtet, macht deutlich, dass die Frage nach der Veranlagung sich als roter Faden durch die Handlung zieht.
Und auch Jeff selbst zweifelt an sich, nachdem er erfährt, wie er wirklich "geboren" wurde.

Zwischendurch gibt es zu Beginn der Abschnitte immer wieder kurze Einschübe zum Thema DNA, Genetik, Klonen etc. Einiges davon kommt einem noch aus der Schulzeit bekannt vor; aber auch das hilft einem nicht unbedingt, jede Information, die sich auf den wissenschaftlichen Aspekt des Buches bezieht, komplett zu verstehen. Für mich war das aber auch nicht weiter schlimm.

Jeff und Castillo sind zwei Hauptpersonen, die im Laufe der Handlung beide mit ihren eigenen "Dämonen" zu kämpfen haben. Castillo hat die schrecklichen Erlebnisse aus seiner Militärlaufbahn nicht überwunden und Jeff verliert an einem einzigen Abend seinen Vater und seine Vergangenheit, die ihm impliziert worden war.

Die letzte Auseinandersetzung zwischen Castillo und Stanforth und dem künstlich erschaffenen Soldaten im DSTI ist für meinen Geschmack ein wenig überzogen. Allerdings liefert das Buch mit dem Epilog meiner Meinung nach die Aussage, dass keine eindeutige Feststellung darüber getroffen werden kann, woher nun die Veranlagung zur Gewalttätigkeit genau kommt.

Für mich war "Verdorbenes Blut" ein spannender Roman, der den Spannungsbogen durchgehend aufrecht erhalten hat.
Bei einer Sternebewertung vergebe ich vier von fünf Sternen, wegen dem leicht überzogenen Kampf am Ende. Das war auf jeden Fall ein Buch, das zum Nachdenken anregt und den Leser auch noch nach der letzten Seite einige Zeit beschäftigt.