Rezension

Wohlfühlbuch

Mich gibt's übrigens auch für immer - Jana Seidel

Mich gibt's übrigens auch für immer
von Jana Seidel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Tanja ist 33, Studentin, hat aber schon mehrere Studiengänge abgebrochen, viele verschiedene Nebenjobs gemacht und arbeitet nun nebem dem Studium in der Küche eines noblen Altersheims. Sie ist mit Hrithik, einem Inder, zusammen, der das genaue Gegenteil von ihr ist: als Anwalt ist er schon längst im Berufsleben angekommen und hat seinen Platz gefunden. Tanja kann manchmal selbst nicht glauben, dass er mit ihr zusammen ist - doch als er ihr einen Antrag macht, läuft sie weg. Hrithik versteht die Welt nicht mehr und als Tanja versucht, ihm alles zu erklären, wird es nicht unbedingt besser. Allerdings ist Tanja zwar noch auf der Suche nach sich selbst, aber nicht dumm und erkennt, dass sie sich wohl ihrer Vergangenheit stellen muss. Und dazu gehört, ihren Vater, der kurz nach ihrem Abi nach Indien gegangen ist und dort Guru wurde, zu besuchen und sich mit ihm auszusprechen. Dass beide seit vielen Jahren eigentlich keinen Kontakt mehr haben, macht das nicht leichter - genausowenig wie die Tatsache, dass Hrithiks attraktive und erfolgreiche Exfreundin nur darauf lauert, ihm wieder näherkommen zu können...

Bei Jana Seidel kann man sich auf eines verlassen: Ihre Bücher sind kurzweilig, amüsant, aber dabei nicht nur oberflächlich. Sie haben genau so viel Tiefgang, wie ein Roman fürs Herz eben braucht, dass man sich damit wohlfühlen kann. Gerade dieser spricht dabei eine wesentliche Frage an: Ist es schlimm, wenn ich mit Mitte 30 noch nicht weiß, was ich im Leben will bzw. was das richtige für mich ist? Klar sind die meisten Mittdreißigerinnen (oder auch Endzwanzigerinnen wie ich) in diesem Punkt nicht ganz so ratlos wie Tanja, aber zwischendurch stellen sich ja auch kleinere Sinnfragen, wo es dann gut tut, von jemandem zu lesen, bei der das alles viel elementarer ist.

Tanja ist als Protagonistin sehr sympathisch und auch nicht so chaotisch, wie man vielleicht im ersten Moment meinen könnte. Sie hat nicht immer alles im Griff, probiert manches aus, ist aber weder dumm noch auf den Mund gefallen. Ihr Freund Hrithik ist ein Traumtyp, wie er im Buch steht, hat aber auch seine Fehler. Insofern passen beide ziemlich gut zueinander - auch wenn ihre jeweiligen Fehler beinahe fatale Folgen haben. Auch die anderen Protagonisten sind sehr sympathisch (bis auf die, die bewusst unsympathisch dargestellt sind), auch wenn ich nicht mit allen aus Tanjas Clique so richtig gut klar kommen würde. Aber da sind die Menschen eben unterschiedlich. Tanjas Reise nach Indien finde ich sehr gut dargestellt, auch wenn ich einen Moment lang dachte, sie könnte im Klamauk enden. Es gibt zwar einiges, was mit Humor angegangen wird, aber die Thematik wird nicht überstrapaziert.

Fazit: Ein toller Wohlfühlroman für zwischendurch!