Rezension

Wohnraum mit Hindernissen

Unser Glück -

Unser Glück
von Natalie Buchholz

Bewertet mit 3 Sternen

"Unser Glück" fängt den Leser mit einem aktuellen Problem: bezahlbaren Wohnraum in guter Lage. Vor allem für Franziska und Coordt ist das ein drängendes Problem, sind sie doch Eltern geworden und möchten ihrem Sohn ein gutes Umfeld bieten. In München nimmt diese Suche absurde Dimensionen an. Coordt findet eine renovierte, 120 qm große Altbauwohnung in Schwabing, die allerdings einen Haken hat.
Er darf dort einziehen, wenn er akzeptiert, dass der Exmann der Vermieterin in der Wohnung bleibt. Franziska hat kein Problem mit diesem Arrangement und lebt nach ihrer Wochenbettdepression so richtig auf, findet sogar in der Nachbarin die neue Arbeitgeberin für ihren Aushilfsjob.
Nur in Coordt nagt der Zweifel. Er hat schlaflose Nächte, in denen er die versprochene "Unsichtbarkeit" seines Mitbewohners kontrolliert und die Tür zu seinem Zimmer im Auge behält.
Als er nach einer 4-tägigen Dienstreise heimkommt, eskaliert die Situation. Seine Frau teilt ihm die unglaublichen Änderungen mit, die sie beide am Ende zu Immoblienbesitzern machen sollen, wenn denn Coordt sich bereit erklärt, die Wohnung für eine bestimmte Zeit zu verlassen und auch seine Familie dort nicht mehr aufsuchen darf. Coordt lässt sich darauf ein.

Ab diesem Zeitpunkt wartet man gespannt auf die Dinge, die da kommen werden und stellt sich die Frage, wer hier mit falschen Karten spielt. Da ist die Nachbarin, Franziskas Arbeitgeberin, die nächtliche Spaziergänge macht und Coordt erwischt, wie er spioniert. Dann ist da noch Erik, Coordts Freund aus Kindertagen und Begleiter auf dem Weg raus aus dem norddeutschen Dorf in die Großstadt München, der nach Jahren im Ausland plötzlich wieder auftaucht. Es werden viele Fährten gelegt, Coordt und Franziska ausreichend charakterisiert, während die Seitenzahl rapide abnimmt und man sich unwillkürlich fragt, wo denn jetzt der Hund im verbleibenden Text begraben liegt.

Letztendlich aber löst sich diese Burleske in Wohlgefallen und im Scheitern einer jungen Elternschaft auf. Das hat mich enttäuscht. Es gibt viele Dinge, die ein Autor/ eine Autorin nicht in ihren Romanen erzählen, das ist ihr gutes Recht. Doch nicht alles Ungesagte erschließt sich von allein. In diesem Falle bleibt die Motivation des Mannes hinter der Zimmertür im Dunkeln und bis auf ein paar mysteriöse Aussprüche, charakterlos. Damit entfällt dem Roman aber quasi der Motor und alle Hilfsantriebe bleiben unwirksam, um nicht zu sagen irreführend.

Der Plot der Geschichte verspricht eine andere Story, wie das, was man letztendlich zu lesen bekommt. Das wäre kein Problem, wenn denn das Ende nicht in Banalität abrutschen würde und das auch noch ziemlich abrupt. "Die Sprache ist klar und rythmisch.", dem kann ich nicht widersprechen, doch mir fehlt das Gerüst für eine wirklich gute Erzählung.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 24. März 2022 um 20:17

Jo, nicht alle Romane sind top.