Rezension

Wow! Ziemlich strange mit einem völlig überraschenden Ende

Solange die Nachtigall singt - Antonia Michaelis

Solange die Nachtigall singt
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext

Ein Wald, der im Nebel ein Rätsel verbirgt. Ein Wanderer, der sich verirrt. Eine Geschichte, die dem Leser den Atem raubt. Nach Abschluss seiner Tischlerlehre begibt sich Jari auf Wanderschaft, um Freiheit und Natur zu genießen. Dabei trifft er auf Jascha, das bezauberndste Mädchen, dem er je begegnet ist, und folgt ihr zu ihrer Enklave mitten im Wald. Gefangen zwischen märchenhafter Schönheit und menschlichen Abgründen wird der harmlose Tischler zum unerbittlichen Jäger.

Cover

Wunderschön gestaltet und passend zur Geschichte. Ein dunkler, geheimnisvoller Wald, überwuchert mit den Wurzeln der alten Bäume – gleichzusetzen mit Abgründen der menschlichen Seele, die immer irgendwann an die Oberfläche kommen. Dazu der Schemen einer Frau im weißen Kleid, die in der Dunkelheit verschwindet, in der Schwärze, scheinbar im Nichts.

Story

Als der 18jährige Jari sich auf seine 3wöchige Wandertour in den Bergen begibt, irgendwo im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien,  entdeckt er in einem kleinen Laden im letzten Dorf das Bild eines Waldes, das ihn magisch anzieht. Irgendwas Geheimnisvolles verbirgt sich in diesem Bild, das ihn nicht mehr loslässt. Hier begegnet er Jascha, der Künstlerin, die dieses Bild gemalt hat und er begleitet sie auf dem Weg zu ihrem Haus, das tief im Wald verborgen liegt.

Sie ist wunderschön und Jari fällt es nicht schwer, auf ihr Angebot, in ihrem Haus zu übernachten, einzugehen. Er verfällt regelrecht ihrem verspielten Wesen, das ihm allerdings immer mysteriösere Streiche spielt. Er hilft ihr beim Umgraben im Garten, beim Holzhacken und was sonst noch so anfällt und verliert sich immer mehr in ihren rätselhaften Spielen, die sie mit ihm treibt. Seine Wahrnehmung wird immer verworrener und er lässt sich gefangen nehmen von all der Schönheit, die ihn in der Einsamkeit des Waldes umgibt. Er selbst verändert sich, während die Zeit verstreicht und wird schließlich zu einem gnadenlosen Jäger, der dieses Paradies zu verteidigen sucht.

Eingeflochten wird gleichzeitig die Geschichte von drei kleinen Mädchen, Schwestern, die in einen unglaublichen Entführungsfall verwickelt wurden und die Verbindung zu Jari und Jascha wird im Laufe der Geschichte immer klarer.

Meine Meinung

Auch wenn man auf jedes Detail achtet und glaubt, Seite für Seite die Zusammenhänge besser zu erkennen, wird man am Schluss, auf den letzten Seiten, mit der Auflösung vollkommen überrascht und nachdenklich zurückgelassen.

Das Buch beherrscht einen bezaubernden Sprachstil, der die Stille und Einsamkeit hervorragend ausdrückt und in diese einzigartige Welt entführt. Eine Mischung aus Märchen und grausamer Wirklichkeit, mit leisen, sanften Tönen erzählt, die einen immer tiefer in die Geheimnisse des Waldes locken, um sich darin zu verlieren.

Durch die düstere Stimmung und das anspruchsvolle Thema würde ich eine Altersempfehlung erst ab 15-16 Jahren empfehlen.

Fazit

Ein sehr gelungener Mix aus Traum und Realität, dessen Hintergründe einen noch länger beschäftigen, mit einem genialen Schluss, der die gesamte Geschichte in einem noch schauerlichen Licht erscheinen lässt.

© Aleshanee