Rezension

Nicht meins ...

Solange die Nachtigall singt - Antonia Michaelis

Solange die Nachtigall singt
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 2 Sternen

Jari möchte sich nach Abschluss seiner Lehre erstmal etwas gönnen, nämlich Freiheit. So beschließt er sich drei Wochen frei zunehmen und wandern zu gehen. An seinem Ausgangspunkt angekommen, geht er in eine Galerie und verliert sich dort in den Bildern, die von Wald und Geheimnissen erzählen. Dabei macht er die Bekanntschaft mit der Malerin und ist im ersten Moment von ihrer Hässlichkeit abgeschreckt. Wie es aber der Zufall so will, laufen die Zwei in die selbe Richtung, und bevor er sich versieht, hilft er ihr beim Tragen und erlebt auf der Hälfte des Weges sein blaues Wunder, denn ihre Hässlichkeit ist nur eine Verkleidung. Jari ist hin und weg und beschließt, erstmal mit Jascha mit zu gehen und seine Wanderung später in Angriff zu nehmen. Aber bald beschleichen Jari erste Zweifel, denn immer mehr Rätsel bürgt der Wald und die schöne Jascha. Er verstrickt sich immer mehr in eine Welt aus Trug und Schein und merkt auch wie er sich seiner selbst immer untreuer wird. Aber warum? Was passiert in diesem Wald? Und wer ist Jascha wirklich?
Als ich die Inhaltsangabe gelesen hatte, war ich von dem Gedanken an einem unheimlichen Wald und ein geheimnisvolles Mädchen fasziniert. Große Gefühle habe ich mir versprochen und eine märchenhafte Geschichte. Aber es war so ganz anders als erwartet. Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass es meine erste Geschichte von Antonia Michaelis ist. Mir war also überhaupt nicht klar, dass sie sehr schwierige Themen der Gegenwart in so einem Buch/Geschichte verarbeitet und umso mehr war ich erstaunt und doch auch unangenehm berührt. Im ersten Moment wusste ich gar nicht so recht wohin die Geschichte laufen soll, denn die Erlebnisse im Wald waren doch recht seltsam. Wir erleben immer zwielichtige Ereignisse und denken uns, ist das nun wirklich passiert, oder schweben wir in einer Zwischenwelt. Überhaupt fand ich das Ganze nicht greifbar und zudem auch sehr unheimlich. Dabei frage ich mich immer noch, wo die Liebesgeschichte geblieben ist, denn sollte das wirklich eine gewesen sein? Für mich war es mehr eine Manipulation der Figuren im Buch, das verwischen der Wirklichkeit und das Offenbaren des Schrecklichen. Wie weit geht ein Mensch für seine Vorstellung? Wie weit lässt er sich beeinflussen? Und kann er damit leben? So wirklich glücklich bin ich mit der Geschichte nicht geworden und auch nicht warm. Ich kann mich der Begeisterung nicht anschliessen, denn für mich war die ganze Geschichte mehr als rätselhaft.
Toll fand ich aber den poetischen Erzählstil der Autorin, sie hat es wirklich geschafft, dass ich selbst nach dem Lesen, beim Zurückdenken, eine Gänsehaut bekomme. Dabei hat sie uns immer ein bisschen erahnen lassen und dies so gut dosiert, dass man die Geschichte bis zum Schluss einfach lesen muss. Allerdings haben mich die Längen und Wiederholungen gestört. So fand ich die Idee zur Geschichte und die Schreibweise zwar gut, aber mich hat auch Vieles gestört und mit einem seltsamen Gefühl zurück gelassen. Ich glaube ich konnte mich einfach nicht in diese Geschichte verlieren, da mich die Fiktion viel zu sehr beschäftigt hatte.