Rezension

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Würdiger Abschluss einer grandiosen Trilogie

Die Spiegelstadt
von Justin Cronin

Bewertet mit 5 Sternen

Achtung, da es sich um den dritten Teil einer Trilogie handelt, sind Spoiler zu den Vorgängern enthalten!

 Drei Jahre nachdem man die Zwölf und deren Virals getötet hat, beginnen die Menschen in Kerrville wieder Hoffnung zu schöpfen. Alicia hat sich in die Einsamkeit geflüchtet und nach einem schweren Schicksalsschlag scheint sie wie von Sinnen, einzig ihr Pferd Soldier ist ihr ein treuer Freund. Peter ist seinem Sohn Caleb zu Liebe aus der Army ausgetreten und versucht sich nun als Dachdecker, allerdings ist er dabei nicht allzu glücklich. Michael gibt sich ganz seiner Schifffahrt hin und findet dabei ein riesiges Schiff, die Bergensfjord, die er gemeinsam mit Lucius Greer beginnt, wieder auf Vordermann zu bringen. Sara, Hollis und ihre kleine Tochter Kate haben sich ganz ihrem Familienleben gewidmet, wobei Sara nun als Ärztin im Krankenhaus tätig ist. Von Amy und Carter fehlt jede Spur und niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Doch weit entfernt von diesem Leben wartet noch der Eine, der erste aller Virals, genannt Zero und dieser hat noch immer vor, gemeinsam mit seinen Vielen die Herrschaft an sich zu reißen.
Meine Meinung:
Ich weiß noch so gar nicht, womit ich beginnen soll, denn in mir hallen noch unendlich viele Gedanken nach und ich bin absolut geflashed von diesem Buch, von dieser Trilogie. Justin Cronin hat ein unglaubliches Talent, von Dingen zu erzählen, die eigentlich langatmig sein müssten und trotzdem ist man wie gebannt. Ich liebe seinen Schreibstil und bin auch hier innerhalb kürzester Zeit tief in seiner Geschichte versunken. Jetzt ist es ja schon eine ganze Weile her, dass Teil 2 erschienen ist und ich diesen gelesen habe, trotzdem fiel es mir leicht, wieder in die Geschichte zu finden. Zuletzt auch, weil Cronin zu Anfang eine wirklich gelungene Zusammenfassung der anderen Art wiedergibt, von der ich richtig begeistert war. Sein Schreibstil ist flüssig, beinahe mit malerischen Worten läßt er Bilder von Orten, Personen etc. vor meinem inneren Auge erscheinen. Alles wirkt lebendig und durch seine Erzählperspektive  durch einen Erzähler sieht man alles direkt vor sich.
Wieder einmal konnte ich mich in die Personen hineindenken und -fühlen, ich fühlte mich mit ihnen verbunden, gerade bei den alten Charakteren, die mich schon durch vorangegangene Bücher begleiteten, war es, als würde ich alte Freunde wieder sehen. Das Buch beginnt eine kurze Zeit nach den Ereignissen im Stadion, in dem es den Menschen gelang, die Zwölf und die Virals zu vernichten. Alles in allem war es ein langsamer Einstieg, sehr ruhig und mit recht wenigen Ereignissen. Dazu gibt es dann einen langen Rückblick und zwar auf die Vergangenheit Zeros, der in seiner Zeit als Mensch ein Professor namens Tim Fanning war. Wir lernen ihn mit allen Facetten kennen und bekommen auch noch einmal einen kurzen Einblick, wie es damals überhaupt zu dem Ausbruch des Virus' gekommen ist. Zum einen ließ das Zero/Fanning menschlicher wirken, als mir lieb war, denn eigentlich wollte ich ihn abgrundtief hassen, zum anderen wurde dadurch noch einmal richtig deutlich, dass die Virals nicht immer Monster, sondern einmal Menschen waren.
Von diesem Rückblick aus gibt es dann einen großen Zeitsprung und wir befinden uns plötzlich 20 Jahre weiter in der Zukunft, wie noch zu Beginn des Buches. Die Menschen glauben nun in Sicherheit zu sein, seit Ewigkeiten tauchte kein Viral mehr auf und auch der Grundton der Erzählung ist weiterhin sehr ruhig gehalten. Ich hatte mich mittlerweile, genau wie die Charaktere in der Geschichte, richtig in Sicherheit gefühlt und war so gar nicht darauf gefasst, mit welchem Tempo es auf einmal weiterging. Ganz langsam zieht Cronin nun die Spannungsschraube an und ich hatte als Leser zunächst nur die Ahnung, dass schreckliche Dinge geschehen werden.
Doch das Tempo nimmt immer mehr zu und die Ereignisse überschlagen sich, ich konnte gar nicht so schnell weiterlesen, wie ich wissen wollte, was denn nun passieren wird. Es war auf jeden Fall wieder einmal etwas, das ich so nicht ansatzweise geahnt hätte und Cronin hat damit nicht nur seine Chraktere überraschen können.
Natürlich gibt es auch noch das große Showdown, das aber perfekt zu dieser Geschichte passt und so sein muss. Das Setting ist einfach glaubwürdig und ich sah die Ereignisse vor mir. Genau so, wie die Charaktere, denn diese sind mir im Laufe der Trilogie sehr ans Herz gewachsen, der eine mehr, der andere weniger, und doch habe ich mit jedem Einzelnen gehofft, gebangt, gelitten. Sie sind einfach, jeder für sich, glaubhaft, authentisch und unverwechselbar. Das Ende läßt mich dann wiederum recht zufrieden zurück. Cronin hat die wichtigsten Fragen beantwortet, läßt mir allerdings auch noch einige Fragen, die mich auch jetzt noch grübeln lassen. Das Buch läßt mich nachdenklich zurück und trotz allem fantastischem und aussergewöhnlichem schafft Cronin es alles so zu erzählen, als wäre es real.
Mein Fazit:
Diese Trilogie gehörte schon von Beginn an zu einer meiner Alltime - Favourites und auch der Abschluss ist einfach nur grandios, passend und dem bisherigen Geschehen absolut würdig. Charaktere, Setting, auch die kuriosesten Dinge, wirken glaubhaft und greifbar. Der Schreibstil ist mitreißend, flüssig und einfach ganz besonders, damit konnte der Autor mich schon von der ersten Seite der Trilogie in seinen Bann schlagen. Dieses Buch lässt mich auch einfach noch nicht so schnell los, denn das Szenario ist einfach eine Mischung aus Horror, Fantastik und ein kleines bisschen: wer weiß, was auf uns zukommt. Wer diese Trilogie noch nicht kennt: unbedingt lesen!