Rezension

Wunderbare Sprache

Eine Fingerkuppe Freiheit -

Eine Fingerkuppe Freiheit
von Thomas Zwerina

Lesenswerte Roman-Biografie über das Leben von Louis Braille, den Erfinder der Brailleschrift.

Louis Braille wächst behütet in der französischen Provinz auf. Durch einen Unfall in der Sattlerwerkstatt seines Vaters verliert er im Kleinkindalter sein Augenlicht. Doch er verliert weder seine Neugierde noch seine Fantasie, ganz im Gegenteil. Unterstützt von seiner Familie und dem örtlichen Geistlichen lernt er seine anderen Sinne zu nutzen und saugt neues Wissen auf wie der sprichwörtliche Schwamm. Bald kommt er an die nationale Blindenanstalt in Paris, wo er hofft, seinen unendlichen Wissensdurst endlich stillen zu können und lernt, dass das Lesen und Schreiben der Schlüssel zur Freiheit eines Menschen sind. Als Charles Barbier eine militärische Geheimschrift am Institut vorstellt, die tastend gelesen werden kann, entsteht in dem jungen Louis eine fantastische Idee. 

Thomas Zwerina schuf mit seinem Romandebüt „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ein warmherziges und inspirierendes Buch über das Leben von Louis Braille, den Erfinder der Brailleschrift. Zwerina, der selbst in jungen Jahren sein Augenlicht verloren hat, schreibt sehr bildhaft, fast als male er seine Geschichte mit den Worten. Manchmal irritiert es zwischendurch ein wenig, wenn seine Figuren zwischen Gedanken der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln und Zwerina mitten in der Szene in die Erinnerungen gleitet. Doch daran gewöhnt man sich schnell. 

Insgesamt eine lesenswerte Roman-Biografie über das Leben von Louis Braille, die trotz gehobenem Sprachniveau eine gewisse Leichtigkeit besitzt. Gleichzeitig stimmt das Buch nachdenklich, darüber, was für Sehende so selbstverständlich scheint: „…, nur wer lesen und schreiben konnte, würde die Welt in Gänze verstehen lernen, …“ (S.84)