Rezension

Wunderbarer Schreibstil!

Leuchtturmsommer -

Leuchtturmsommer
von Marie Merburg

Bewertet mit 4 Sternen

Den Neustart in Liebwitz hatte Eva sich etwas anders vorgestellt. Ihre Teenagertochter Nele zickt mehr denn je, schimpft wie ein Rohrspatz und nimmt ihr den Umzug deutlich übel. Warum sie beide überhaupt an der Ostsee gelandet sind? - Evas Mann (Neles Vater) hat sie finanziell gelinkt, weshalb Evas Familienhotel verkauft werden musste … und sie einfach nur noch weg wollte. Klar, dass in Neles Augen nur die Mama Schuld an der Situation trägt, niemals der unfehlbare Herr Papa … Hinzu kommt die Tatsache, dass das schnuckelige kleine Leuchtturm-Café, das Eva gepachtet hat (und zeitnah eröffnen soll), die übertrieben kitschige Innenausstattung eines Freudenhauses aufweist. Autsch, das tut richtig weh in den Augen! Aber wie soll Eva a) binnen kürzester Zeit renovieren und b) das Geld dafür aufbringen? Vom unfreundlichen Standesbeamten Jakob Thiel, mit dem sie ab sofort zusammenarbeiten wird, ist jedenfalls keine Hilfe zu erwarten. Was für ein unnahbarer, unhöflicher Typ! Ihre erste Begegnung läuft unterirdisch ab. Und dann hat er auch noch den Nerv, sich von ihr angeflirtet zu fühlen - und fühlt sich bemüßigt, sie direkt in die Schranken zu weisen. Frechheit! (Ich musste so schmunzeln, obwohl ich natürlich stellvertretend für Eva empört war.)

"Beim genaueren Hinsehen war dieser Mann doch nicht so attraktiv, wie ich im ersten Moment geglaubt hatte. Sein Gesicht hatte zwar ansehnliche Züge, allerdings eliminierte seine griesgrämige Miene diesen positiven Eindruck vollständig. […] in seinen blauen Augen konnte ich keine Spur von Freundlichkeit entdecken. […] Es war mir ein Rätsel, wieso dieser grummelige Kerl, der so viel Lebensfreude wie ein plattgefahrener Igel am Straßenrand ausstrahlte, ausgerechnet diesen Beruf ergriffen hatte und verliebte Paare am schönsten Tag ihres Lebens begleitete."

Hach, was für eine herrliche, luftig-leichte Sommerlektüre! Ein Bilderbuch-Setting, das direkt Lust auf einen Ostseeurlaub macht, mega sympathische (und mitunter diverse) Haupt- bzw. Nebenfiguren, humorvolle Dialoge … Insbesondere die realistische Mutter-Tochter-Dynamik hat mir richtig super gefallen!

Natürlich ahnen wir alle im Vorfeld, dass Jakob eigentlich ein Guter ist und wissen direkt, wer mit wem am Ende in loooove sein wird - oder etwa nicht? Im letzten Drittel gibt es nämlich eine Entwicklung, die … Na, lest selbst! Ich verrate nichts.

Ich wusste gar nicht, dass es auch einen Vorgängerroman gibt ("Strandkorbzauber"), das wurde mir erst aufgrund des Nachworts der Autorin klar - tatsächlich bin ich also mal wieder quer in eine Reihe hineingestartet. Story of my life, haha! Da die Handlung komplett in sich geschlossen ist und wir quasi gemeinsam mit Eva und Nele in Liebwitz ankommen, hatte ich aber nie das Gefühl, etwas verpasst zu haben bzw. den Eindruck, dass mir wichtige Infos fehlen würden. Die Geschichte ist also absolut quereinstiegstauglich.

Fazit:

Diese Autorin werde ich mir definitiv merken. Ihr Schreibstil ist rundum angenehm - so charmant wie Anne Hertz, so beschwingt wie Susanne Fröhlich. Toll!