Rezension

Wundervolle Botschaft

So hört sich Liebe an -

So hört sich Liebe an
von Amiena Zylla

Bewertet mit 2.5 Sternen

Emmi lebt mit ihrer Mama in einer kleinen Hütte am plätschernden Bach. Die kleine Füchsin tollt mit ihrer Elefantenfreundin Luna über grüne Wiesen und durch duftende Tannen. Doch die Neugier auf die andere Seite des Bachs wächst. Mama Fuchs ermutigt ihre Tochter dazu, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Denn jeder nimmt die Welt anders wahr. „Die Welt gehört dir, geh und umarme sie!“

Derart ermutigt macht sich Emmi auf. Zusammen mit Luna springt sie über den Bach. Hinein in ein watteweiches Pusteblumenmeer. Ein herrlich kitzeliges Glücksgefühl. Die beiden Freundinnen trotzen der dunklen Schlucht. Emmi lernt dabei wie Vertrauen riecht. Im Regen erfährt sie, wie Freude schmeckt. In Schmetterlingsrauschen, wie Frieden aussieht. Und zurück in Mamas Armen, wie sich die Liebe anhört.

Soll Achtsamkeit und Wahrnehmung schulen

„So hört sich Liebe an“ von Feelgood-Influencerin Amiena Zylla will ganz viel Zuversicht und Lebensliebe vermitteln. Möchte Kindern Achtsamkeit lehren und ihre Wahrnehmung schulen. Die pastelligen, weichgezeichneten Bilder ihres Mannes Jan Philipp Schwarz schaffen dafür die perfekte Wohlfühlstimmung.

Die niedlichen Tierkinder erleben auf ihrer Sinnesreise in die weite Welt, wie schön das Leben ist wenn man es bewusst erlebt. Vermitteln damit eine positive Sicht. Doch schafften sie es nicht, mich mit auf ihre Reise zu nehmen. Mir war ihre Geschichte zu gezwungen. Glück, Vertrauen, Freude, Frieden und Liebe – diese mächtigen, großen Worte zu künstlich ins Geschehen gezwängt.

Die eingestreuten Aufforderungen an die Lesenden in sich zu fühlen, zu schmecken, zu horchen störten meinen Lesefluss. Passten für mich auch nicht zur Szene, in welche sie eingebettet sind. Wenn Tannen nach Zuhause duften, weshalb sollen wir an unserem Arm riechen? Sollten wir nicht eher überlegen, wonach Zuhause für uns duftet? Wenn Regen nach Freude schmeckt, wieso sollen wir an unserem Handrücken lecken? Wir könnten uns ebenfalls an schöne Regenmomente erinnern. Oder den Geschmack des Johannisbeersirups am Meer.

Die Botschaft an sich finde ich wundervoll. Denn ja: Lasst uns die Welt umarmen. Unbefangen und offen auf Herausforderungen und Menschen zugehen. Und lasst uns unseren Kinder ein Zuhause geben, dass sie auffängt. Das ihnen Halt gibt, wenn sie merken, dass nicht jeder fähig und willens ist, diese Offenheit zurückzugeben. Wenn sie herausfinden, dass der Geruch von Tannen nicht immer ausreicht, um Ängste zu besiegen. Und das Ängste durchaus gut sind. Nicht jede Schlucht durchwandert werden muss. Leider vermittelt dieses Bilderbuch dies nicht. Bleibt mir damit zu eindimensional und naiv.

Der Vizechef (6) sieht all das nicht. Der findet es witzig, wie Luna einen Tannenbäumchen ausreißt, um sich zu beduften. Der freut sich mit der im Regen tanzenden Maus. Und schmilzt mit Emmi in die Arme ihrer Mama. Weiß genau, wie sich die Liebe anhört und Freude schmeckt. Nach Handrücken jedoch nicht. Da ist er sich sicher.