Rezension

Wundervolle Romanbiografie, die den Leser in Katharina von Boras Welt entführt und reiches Wissen vermittelt. Ein unbedingtes Lesemuss.

Katharina von Bora & Martin Luther - Maria Regina Kaiser

Katharina von Bora & Martin Luther
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben ist die Gelegenheit, die Gott dem Menschen gibt, etwas zu tun.

Die von Maria Regina Kaiser verfasste Romanbiografie „Katharina von Bora & Martin Luther. Vom Mädchen aus dem Kloster zur Frau des Reformators“ ist 2017 in zweiter Auflage im Herder Verlag erschienen und umfasst 251 Seiten.

Die Autorin greift in ihrem Werk prägnante fiktive und, vor allem, reale Szenen aus Katharinas Leben aus den Jahren 1513 bis 1540 auf, kombiniert sie zu einem einheitlichen Ganzen und formt so ein Bild der Lutherin, das diese als eigenständige und starke Frau des ausgehenden Mittelalters/der beginnenden Neuzeit erscheinen lässt.

Das einleitende Vorspiel, das Katharina im Todeskampf zeigt und auch gute Einblicke in Luthers Denken gibt, wird am Ende der biografischen Erzählung wieder aufgegriffen, wodurch dieses  Ereignis gleichsam den Rahmen des oben genannten Lebensabschnitts in chronologischer Reihenfolge bildet. Ergänzt wird das Werk durch ein Inhaltsverzeichnis, ein Nachwort, das zu lesen sich auch vor der eigentlichen Lektüre lohnt, und einen umfangreichen Anhang mit Zeittafel, Personenregister, Glossar und einer Auswahl an weiterer Literatur.

Der Titel des Buches, „Katharina von Bora & Martin Luther“, wird dem Buch nicht ganz gerecht, Untertitel und Cover, das ein großes Porträt der ehemaligen Nonne und ein kleineres des Reformators zeigt, treffen es eher, denn der „Star“ dieser biografischen Abhandlung ist eindeutig Katharina, liebevoll „Herr Käthe“ genannt: Sehr eindrücklich wird hier geschildert, wie und warum das Mädchen, das seine Kindheit im Kloster verbrachte, anfing, am Klosterleben zu zweifeln und sich der Reformation anschloss, was schließlich zum Ausbruch aus den Klostermauern führte. Dass sie eine praktisch denkende Frau war, die ihr eigenes Schicksal und das ihres Mannes in die Hand zu nehmen wusste und somit den Gegenpol zum eher „vergeistigten“ Luther bildete, tritt hier ebenso zu Tage wie ihr Selbstbewusstsein, indem sie doch auch „Althergebrachtes“, wie z.B. ihren Rosenkranz, in ihr neues Leben rettete und trotz Kritik für sich zu bewahren verstand.

Eingebettet in den Roman sind wiederholt historische Hintergründe, z.B. Informationen über mittelalterliches Klosterleben, mittelalterliche Medizin, die Pest, die Bauernkriege usw. Dies alles lässt die Leser/innen tief in das Leben jener Epoche eintauchen und das Buch (fast) so spannend wie einen Krimi werden. Kaiser versäumt es auch nicht, mit geschichtlichen Mythen „aufzuräumen“, wenn sie Luther z.B. aus der Rückschau den Thesenanschlag schildern lässt.

Sprache und Stil der Autorin werden der damaligen Zeit gerecht und sind der Epoche angemessen, sind aber dennoch auch für heutige Leser/innen leicht verständlich, was ein flüssiges und lehrreiches Leseerlebnis ermöglicht.

Insgesamt handelt es sich bei Maria Reginas Romanbiografie um eine Darstellung, in der gekonnt Fiktion und historische Tatsachen miteinander verwebt werden und die so das Leben einer starken und selbstbewussten Frau präsentiert, welche allzu oft nur als „die Frau an seiner Seite“ betrachtet wird. Mir selbst hat dieses Buch ein völlig neues Bild der Käthe Luther vermittelt. Der wirklich eingängige und dennoch nicht anspruchslose Schreibstil in Verbindung mit historischem Wissen und guter Recherche bewirkten, dass ich das Buch während des Lesens kaum aus der Hand legen konnte und am Ende ein wenig traurig war, dass das Lesevergnügen so rasch vorüber war. Allen, die sich für die Zeit der Reformation oder starke Frauen allgemein interessieren, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.