Rezension

Zauberhafte historische Jugendfantasyerzählung

Der letzte Zauberlehrling - Gerd Ruebenstrunk

Der letzte Zauberlehrling
von Gerd Ruebenstrunk

Bewertet mit 5 Sternen

„Der letzte Zauberlehrling“ von Gerd Ruebenstrunk ist eine historische Fantasyerzählung, die im Verlag arsEdition erschienen ist. Sie umfasst 22 Kapitel und neun Monologe eines Dämons auf 440 Seiten. Das Cover fällt leicht ins Auge und besticht durch seine Aufmachung mit silberglänzender Schrift und Sternenstaub, so wie ich mir vorstelle, dass dieser beim Zaubern entstehen könnte. Dargestellt ist ein Junge, der  mit seinem Koffer auf einer Weltkugel Richtung Paris unterwegs ist. Über ihm spannt sich ein Brückenbogen. Vom Stil her findet sich solch eine Brücke über der Seine in Paris. Die Aufmachung des Buchs passt zur Geschichte, deren Haupthandlungsort Paris ist, jedoch beginnt die Erzählung in einem kleinen Ort in Frankreich und führt den Leser schließlich sogar bis an die südliche Atlantikküste.

Die Erzählung spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Der etwa 16-jährige Humbert ist Waise und lebt auf dem Land bei dem alten Zauberer Gordius, der ihn bei sich aufnahm. Gordius ist ein Zauberer fünfter Klasse, der ihm all sein Wissen vermittelt hat und ihn nun aussendet sich einen neuen Lehrmeister zu suchen. Der jährlich stattfindende Ball der Zauberer in Paris ist dazu eine passende Gelegenheit. Doch auf dem Weg in die Stadt erfährt der Zauberlehrling Humbert, dass auf dem Ball alle Zauberer ihre Zaubersprüche an einen Unternehmer namens Pompignac verkaufen wollen und es so niemand mehr bleibt, der ihn ausbilden könnte. Der Ball findet in einem Palais in Paris statt und Humbert findet sich an eben jenem Abend dort ein. Durch Zufall gerät er an den letzten Zauberer, der seine Sprüche nicht verkauft hat und wird von ihm als Lehrling aufgenommen. Gemeinsam stellen die beiden und ihre Freunde sich gegen Pompignac und den Staat als diese versuchen den  Weg in eine neue Dimension zu öffnen.

Gerd Ruebenstrunk erzählt in einfachem, flüssigem Sprachstil, mit dem er auch komplizierte Vorgänge zu erklären weiß, eine bis zum Schluss spannende Geschichte, die hauptsächliche für Jugendliche ab 12 Jahren gedacht ist, aber auch Ältere zu unterhalten versteht. Er beschreibt die von ihm gestalteten Charaktere mit treffenden Eigenschaften. Dabei räumt er dem einzigartigen Werhörnchen Lothar, das etwas anders  ist als es zunächst scheint, einen breiten Raum ein, den es mühelos ausfüllt und dazu führt, dass die Erzählung nicht nur aus der Sicht von Humbert dargestellt wird. Zwischendurch wechselt die Handlung zu Monologen von Lothar über, was diese abwechslungsreicher sein lässt. Er trägt auch den größten Anteil einer gewissen Situationskomik. Die Personen sind so gestaltet, dass Humbert und damit der Leser sich manches Mal nicht schlüssig ist, wer vertrauenswürdig ist. Im Buch erfährt man nicht nur viel über die Bedeutung von Freundschaft, sondern wird auch zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit angeregt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter. Auch eine Fortsetzung könnte ich mir gut vorstellen.