Rezension

Zauberhafter Venedig-Roman

Das Geheimnis der Glasmacherin -

Das Geheimnis der Glasmacherin
von Tracy Chevalier

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist wirklich bezaubernd, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe noch keinen Roman der Autorin gelesen, bin aber vom Schreibstil sehr angetan. Die Kulisse Venedigs erscheint sofort vor meinem Auge, ich kann mich gut in die Familie Rosso, allen voran Orsola, einfühlen. Aber auch die anderen Figuren sind sehr facettenreich, haben Ecken und Kanten. Anfangs fremdelte ich etwas mit der Idee, die Geschichte der Familie über mehrere Jahrhunderte zu erzählen und dem Phänomen, dass die Figuren kaum altern. Ab dem zweiten Zeitsprung fand ich es aber sehr charmant und originell. Ich fühle mich als Leser fast als Teil der Familie Rosso. Jedes Mal wenn jemand gehen muss, war ich traurig. Das Leben der Glasmacher ist wunderbar eingebettet in die Entwicklung der Stadt von der Handelsmetropole über viele Höhen und Tiefen bis zur Touristenhochburg. Dennoch packt die Serenissima mich immer wieder, wie es Orsola so gut beschreibt: das Echte, an einigen Stellen Verfallene, überbordend Schöne wird überdauern und seinen Reiz nicht verlieren. Auch die Rolle der Frau im Wandel der Zeit ist gut eingefangen. Einzig das Ende hatte ich mir etwas anders erhofft, aber so passt es auch sehr gut zur Geschichte. Ein wirklich berührender Roman, der Lust auf Venedig macht. Beim nächsten Besuch werde ich auf jeden Fall mehr Zeit für Murano einplanen und in die Geheimnisse der Glasbläserei eintauchen. Eine Sache gefällt mir nicht so gut, das überfrachtete Cover und der extrem gestaltete Farbschnitt. Ich verstehe, dass die psychedelischen Muster das flüssige Glas darstellen sollen. Soweit so gut, aber das Buch hätte mir mit weißen Seiten besser gefallen. Dennoch kein Grund einen Punkt abzuziehen, da es mir vor allem auf den wundervollen Inhalt ankommt.