Rezension

Zeit des Umbruchs bei den Greiffenbergs

Das Erbe der Greiffenbergs - Hoffnungsvolle Aussichten -

Das Erbe der Greiffenbergs - Hoffnungsvolle Aussichten
von Isabell Schönhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Mehr Schein als Sein in angesehener Unternehmerfamilie am schönen Chiemsee - Sind die Differenzen noch zu überbrücken?

„Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ ist der Abschluss von Isabell Schönhoffs turbulenter Familientrilogie rund um die Greiffenbergs und ihr exklusives Feinkostunternehmen.

Nach Ludwigs Rückkehr zur Familie und ins Unternehmen fühlen sich nicht nur Pauline und Ferdinand, die den Betrieb nach schwierigen Zeiten zukunftsfähig gemacht haben, vor den Kopf gestoßen. Auch innerhalb der Familie hängt der Haussegen bedenklich schief. Als Antonia im Bootshaus einen jungen Mann entdeckt, der offenbar einem Skandal auf der Spur ist, spitzt die Lage sich immer weiter zu.

Optisch passt das hübsche Cover mit Blick auf die Familienvilla am Chiemsee hervorragend zu beiden vorangegangenen Bänden der Trilogie. Allerdings finde ich es in Anbetracht der frühsommerlichen Landschaft ein wenig verwunderlich, dass der Roman an Silvester im tiefsten Winter beginnt. Wer die ersten beiden Teile der Reihe zuvor, wie ich nicht gelesen hat, braucht vermutlich einige Seiten, um sich Familienverhältnisse und die bislang wichtigsten Ereignisse herzuleiten. Anschließend lassen die Geschehnisse sich vollkommen problemlos verfolgen.

Der flüssige Schreibstil von Isabell Schönhoff mit den eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen rund um den Chiemsee lassen die Seiten nur so dahingehen. Lediglich die maßlose Verwendung der drei Punkte („…“) in den Dialogen hat mich etwas irritiert. Die Geschichte wird in der 3. Person erzählt. Bei den zentralen Charakteren, ausschließlich einige Mitglieder der Greiffenbergs, liefert die Erzählperspektive auch Einblicke in die Gefühlswelt, alle anderen Figuren werden weitgehend neutral dargestellt.

Obwohl von vornherein klar ist, dass man im Hinblick auf das Ende durchaus „Hoffnungsvolle Aussichten“ erwarten darf, erhalten viele unerwartete Ereignisse, Entscheidungen und Wendungen den Spannungsbogen aufrecht. Auch wenn es durchaus Szenen gibt, insbesondere rund um Therese, die zeitweise ein wenig klischeehaft wirken.

Den Charakteren des Romans stehe ich ein wenig zwiespältig gegenüber. Einerseits ist mir niemand gänzlich sympathisch, andererseits sorgen die so unterschiedlich, teilweise beinahe konträr gezeichnet Figuren auch viel Dynamik in die Handlung. Obwohl Ludwig sich nach seiner Rückkehr absolut rücksichtslos verhält und mit aller Macht seine Interessen durchsetzt, hält die Familie – zumindest nach außen hin – fest zusammen. Das Familien- und Firmenimage ist unantastbar. Hinter der Fassade zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild. Pauline und auch Ferdinand haben es schwer gegen ihren Vater anzukommen. In ihren Beziehungen möchten beide sich gern noch ein Hintertürchen offen lassen. Antonia, die jüngste der drei Geschwister plant der Familienvilla bald zugunsten des Studiums den Rücken zu kehren. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Familienloyalität und ihrem durch Skys Andeutungen erwachten Gerechtigkeitssinn. Ziemlich resolut mischt Oma Elsa trotz ihres fortgeschrittenen noch in der Firmenpolitik mit und schwört die einzelnen Familienmitglieder ein zum Wohle der Firma zu handeln. In der Familie herrscht zwischenzeitlich nicht nur sprichwörtlich mehr Schein als Sein. Harmonie sieht zweifelsfrei anders aus.

Insgesamt ist „Das Erbe der Greiffenbergs – Hoffnungsvolle Aussichten“ ein würdiger Abschluss der Trilogie. Mit einem angenehmen Schreibstil und der idyllischen Atmosphäre liefert die ziemlich entfremdete Familie durchaus behagliche Lesemomente auf ihrem Weg zu hoffnungsvollen Aussichten.