Rezension

Zerbrochene Träume vom Glück

Brave Mädchen weinen nicht -

Brave Mädchen weinen nicht
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Heute ist der große Tag der 16jährigen Grace. Sie wird heiraten - gegen ihren Willen, einen Mann, der ihr Vater sein könnte. Grace und ihre Familie sind Mitglieder einer strenggläubigen Mormonengemeinde, die für die Unterdrückung und Rechtlosigkeit der Frauen und die Vielehe eintritt.

Obwohl Grace die Welt außerhalb der Glaubensgemeinschaft nicht kennt, träumt sie von einem selbstbestimmten Leben. Nach dem Schrecken der Hochzeitsnacht flieht sie Hals über Kopf nach Las Vegas. Lebt kurze Zeit den Traum von Glück und Freiheit, um sich einige Wochen später in den Fängen der Sekte wiederzufinden. Grace bekommt ein Kind - ein Mädchen und nennt es Liberty. 13 Jahre später wiederholt sich die Geschichte. Liberty soll heiraten. Grace setzt alles daran, dies zu verhindern.

Um dieses Buch zu lesen, braucht es starke Nerven , denn was Grace und später Liberty in der Sekte erdulden, bricht alle Regeln der Menschlichkeit . Besonders erschreckend finde ich, dass die geschilderten Verhaltensregeln und Formen der Unterdrückung auf realen Ereignissen basieren. Unter dem Deckmantel der Religion und der Rechtfertigung, es sei Gottes Wille, leben Männer ihre sexuellen Gewalt - und Herrschaftsphantasien aus.

Ich konnte Grace für ihren Mut und Widerstandsgeist nur bewundern. Eine 16jährige flieht in eine Welt, die sie nicht kennt und die man ihr als Hort des Bösen dargestellt hat.

Ich habe mit Grace diese neue Freiheit genossen. Umso schlimmer war der Schrecken, wieder als Gefangene zu leben. Grace passt sich an, aber lässt sich nicht brechen. Für mich vollkommen nachvollziehbar, dass auch Liberty sich gegen die Glaubensregeln auflehnt. Als Liberty das gleiche Schicksal wie Grace droht, entwickeln die beiden einen Plan zur Flucht.

Tatsächlich gelingt es, den Klauen der Glaubensgemeinschaft zu entkommen. Der Preis dafür ist hoch.

Für mich ist das Buch nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch in höheren Maße eine Kampfansage an alle, die unter dem Deckmantel vermeintlich hehren Motive, Menschen - leider zumeist Frauen - entrechten und unterdrücken. Eine demokratische Gesellschaft hat die Pflicht, dies nicht hinzunehmen. Jeder hat das Recht auf Glück und ein selbstbestimmtes Leben.