Rezension

Zu distanziert und berichtartig

Die Artus-Chroniken 01. Der Winterkönig - Bernard Cornwell

Die Artus-Chroniken 01. Der Winterkönig
von Bernard Cornwell

Bewertet mit 3 Sternen

~~Inhalt:

Britannien gegen Ende des 5. Jahrhunderts. Großkönig Uther ist alt und muss sich Gedanken um die Thronfolge machen. Der relative Friede und die Einigkeit unter den verschiedenen keltischen Stämmen, für die Uther ein Garant war, droht zu zerbrechen. Mit Mordred gerät schließlich ein Kindkönig auf den Thron, für den Uthers Bastardsohn Arthur die Vormundschaft übernimmt. Dunkle Tage brechen an, denn nicht nur streiten ein immer stärker werdendes Christentum und der einheimische Götterglaube um die Vorherrschaft; auch die Sachsen an der südöstlichen Küsten drängen immer weiter vor, plündern, brandschatzen und morden. Hinzu kommt, dass Arthur nicht von allen seinen Verbündeten anerkannt wird, so dass auch Krieg unter den vereinten Königreichen droht.

Meinung:

Bernard Cornwell zieht seine Arthus-Geschichte anders auf als die vielen Legenden und Mythen, die man vielleicht sonst so kennen mag. Im Vordergrund stehen hier die historischen Gegebenheiten und Verhältnisse, wie sie zu jener Zeit hätten sein können. Da die Quellenlage diesbezüglich mehr als dürftig aussieht - wie der Autor in einem sehr interessanten Nachwort anmerkt -, ist es Cornwell umso höher anzurechnen, dass er ein lebendiges und farbenreiches Bild dieses "dunklen Zeitalters" zeichnet. Immer wieder habe ich mir während der Lektüre gedacht: Ja, so könnte es in der Tat gewesen sein. Dies ist auch die große Stärke des Buches: das Bemühen um historische Authentizität. Cornwell konzentriert sich vor allem auf die politischen und religiösen Auseinandersetzungen und zeichnet diese detailliert nach: Es gibt nur noch Überreste der einstigen römischen Herrscher und die eigentlichen Briten müssen permanent um ihre Identität ringen. Der Frieden unter den verschiedenen Stämmen ist brüchig, das Christentum konkurriert mit dem einheimischen Heidentum und die Sachsen sowie die Iren sind eine grausame Bedrohung für die Menschen besonders in den Küstenregionen.

Dieses ganze große Durcheinander hat mir in Cornwells Darstellung umheimlich gut gefallen, weil es zum einen sehr lehrreich war (selbst wenn man nicht alles als historisch gesichert betrachten darf), zum anderen aber auch richtig spannend. Ich mag diese ganzen politischen Auseinandersetzungen und religiösen Konflikte.

Woran es dem Buch aber eindeutig mangelt, sind Charaktere! Die Geschichte wird uns aus der Sicht von Derfel, einem ehemaligen Kampfgefährten Arthurs, berichtet. Und dabei bleibt es auch: Das komplette Buch gleicht einem Bericht, bei dem ich als Leser durchgehend das Gefühl hatte, außen vor zu bleiben. Ich war nie Teil der Geschehnisse, sondern fühlte mich merkwürdig distanziert und daher auch kalt gelassen von den geschilderten Ereignissen. Mit Arthur konnte ich kaum etwas anfangen, er blieb auch am Ende des Buches für mich blass und unnahbar. Selbst Derfel, der Erzähler, wurde für mich nie zu einer Figur, mit der ich mitfiebern konnte.

Auch der Scheibstil ähnelt dem eines Berichts; echte Emotionen sind bei mir nie aufgekommen, so dass sich die Lektüre als recht zäh und bisweilen langatmig gestaltete. Ob ich den 2. und soger 3. Teil dieser Arthur-Saga lese, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Fazit:

Hervorragend recherchiertes Buch über die Arthur-Zeit, wie sie historisch wirklich hätte sein können. Leider vermisse ich starke, driedimensionale Charaktere. Die Geschichte hat mich zu keiner Zeit an sich herangelassen, alles blieb seltsam distanziert und blass. Für mich ganz klar verschenktes Potenzial.

3 von 5 Sternen