Rezension

Zu geringer Fokus auf der Liebesgeschichte

Lions - Fesselnde Jagd - G. A. Aiken

Lions - Fesselnde Jagd
von G. A. Aiken

Bewertet mit 3.5 Sternen

Von der Inhaltsangabe her hatte ich eine unterhaltsame, schöne Liebesgeschichte zwischen Ricky Lee, einem Wolfsrüden, und Toni, einer Schakalin, erwartet; "Fesselnde Jagd" erzählt auch eine Liebesgeschichte, aber hauptsächlich im Hintergrund. Die beiden lernen sich kennen, er ist fasziniert und fängt an, sie zu begleiten, sie kabbeln sich, schlafen miteinander und sind plötzlich verliebt. Sie verbringen zwar viel Zeit miteinander und verstehen sich scheinbar auch gut, doch eine richtige Annäherung oder auch nur sexuelle Spannung habe ich nicht gesehen. Als Paar sind Toni und Ricky Lee ganz nett, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass die Autorin ihnen mehr Raum gegeben hätte, einander wirklich kennen zu lernen und eine tiefe emotionale Verbindung aufzubauen. Es wirkte ein wenig so, als hätten sie etwas miteinander angefangen, weil der andere eben da war, und es hilft auch nicht, dass Ricky Lee mir zwar sympathisch, als Charakter zu blass war und ich nicht viele Eigenschaften an ihm entdecken konnten, die ihn von anderen Figuren abgehoben haben. So war ich nicht richtig an ihrer Romanze interessiert und sie war für mich sekundär im Vergleich zu der restlichen Geschichte.

Der Fokus der Handlung liegt auf Tonis Familienleben und darauf, wie sie lernt, endlich ein eigenes Leben aufzubauen und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Sie hat zehn jüngere Geschwister, die allesamt Wunderkinder sind; ihre Aufgabe war es bisher, die Zeitpläne zu koordinieren, sicherzustellen, dass die Kinder sich nicht gegenseitig umbringen und mehr oder weniger alles andere zu erledigen, das anfiel; Anerkennung bekam sie dafür nur wenig, weshalb es mir lange schwer gefallen ist, ihre Familie zu mögen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Szene, in der ihre Mutter ihr vorwarf, nicht da zu sein und ihre Geschwister für einen 'unwichtigen' Job im Stich zu lassen. Natürlich hat Toni dazu beigetragen, dass sie als unersetzlich betrachtet wurde, doch trotzdem hat mich diese Haltung gestört; nach einer Weile bin ich allerdings noch mit ihren Geschwistern warm geworden, weil man gemerkt hat, dass sie ihre Schwester trotz allem lieben und sie verstanden haben, dass sie auch ein eigenes Leben führen muss. Diesen Handlungsstrang fand ich interessant, ebenso wie den um ihre Arbeit mit dem Hockey-Team, in dem auch Bo (der Protagonist aus Band 5) spielt; es war sehr schön, ihn wiederzusehen, da ich ihn trotz (oder wegen?) seiner zwanghaften Art gerne mag.

"Fesselnde Jagd" ist kein schlechtes Buch; ich mochte, wie Toni sich langsam abgenabelt und ein eigenes Leben aufgebaut hat und die Geschichte um ihre wachsende Selbstständigkeit war sehr interessant. Für mich verläuft die Liebesgeschichte aber viel zu sehr im Hintergrund, weshalb sie nicht hundertprozentig überzeugen konnte.