Rezension

Zu viel gewollt...

Das Papiermädchen - Guillaume Musso

Das Papiermädchen
von Guillaume Musso

Bewertet mit 2 Sternen

Tom Boyd lebt in Malibu und ist ein erfolgreicher Schriftsteller, der mit den ersten beiden Büchern seiner „Angel Trilogy“ den Coup gelandet hat, dass diese sogar verfilmt werden soll. Nachdem die Beziehung zu einer berühmten Pianistin in die Brüche geht, fällt er in ein Loch und sucht in Alkohol und Drogen seine Zuflucht. Das Geständnis seines Beraters Milo lässt Tom dann vollends den Boden unter den Füssen verlieren, denn dieser hat sein ganzes Vermögen verzockt. Während der Verlag händeringend auf den dritten Band wartet, ist es Tom nicht möglich, auch nur eine Zeile zu Papier zu bringen. Doch dann steht plötzlich eine unbekannte Frau vor seiner Tür, die behauptet, „Billie“ zu sein, eine der Hauptcharaktere aus seinen Büchern. Tom denkt an einen üblen Scherz, doch die Frau ist so überzeugend und kann alle von ihm gestellten Fragen richtig beantworten, so dass Tom langsam an Magie glaubt. „Billie“ drängt ihn, unbedingt den dritten Teil des Buches zu schreiben, damit auch ihr Leben weitergeht. Wird es Tom gelingen, seine Trilogie zu beenden und wie Phönix aus der Asche seine Pechsträhne hinter sich zu lassen? Und was wird aus „Billie“?

Guillaume Musso hat mit seinem Buch „Das Papiermädchen“ einen unterhaltsamen, leicht mystisch angehauchten Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd und sehr rasant. Gleich mit dem ungewöhnlichen Prolog kann der Autor den Leser faszinieren, da er diesen mit E-Mails und Zeitungsausschnitten über und um den Hauptprotagonisten Tom Boyd versieht und so einen Abriss über dessen Leben und seine Erfolge liefert. Die Handlung wird aus der Sicht von Tom Boyd in der Ich-Form erzählt, doch bedient sich der Autor auch anderer Perspektiven, um der Handlung den Eindruck von Mehrdimensionalität zu geben. Der Spannungsbogen wird zu Beginn recht hoch angelegt, flacht dann allerdings wieder ab und steigt erst wieder im letzten Drittel des Romans an. Die letzten Romane des Autors enthielten immer mehr mystische und phantastische Elemente, auch in diesem Buch vermischt sich Gegenwart mit Fiktion und verschmilzt zu einer Einheit, für Liebhaber dieses Genres sicherlich ein Genuss, doch dem „normalen“ Leser sind viele der merkwürdigen Zufälle einfach nur schleierhaft oder unnachvollziehbar. Zudem wirkt die Handlung recht überfrachtet mit Begebenheiten, die teilweise mit der eigentlichen Geschichte so gar nichts zu tun hatten.

Die Charaktere sind interessant gestaltet, bleiben aber durch ihre Eindimensionalität eher oberflächlich und blass, sie wirken wenig glaubwürdig und realistisch. Tom ist ein Mann, dessen Leben von einem Tag auf den anderen den Bach runter geht. Zum Teil ist es Pech, zum Teil ist er aber auch selbst schuld durch sein Verhalten. Oftmals wirkt er wie ein erfolgsverwöhnter Typ, der nicht damit zurechtkommt, nun durch eine Durststrecke hindurchwaten zu müssen. Er zeigt keinen Biss, sich selbst aus dem Schlamassel zu befreien, sondern braucht dafür einen Tritt in den Hintern. Milo ist Toms Freund, der sich allerdings verspekuliert hat und mit an Toms Pechsträhne Schuld ist. Doch er hat Gewissensbisse genug, Tom beizustehen und ihn unterstützen zu wollen. Polizistin Carole ist ebenfalls mit Tom befreundet und zeigt Herz, Mut und Verstand. Billie vermittelt das Bild einer Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist und ihren Standpunkt zu vertreten weiß. Sie ist hartnäckig und verändert sich während der Handlung zu einer fast schon warmherzigen und hilfsbereiten Frau. Leider wirkt dies eher so, als täte sie das nur, um ihren Willen durchzudrücken.

„Das Papiermädchen“ ist ein durchaus unterhaltsamer Roman für alle, die Gefallen an dem Genre Mystik-Fantasy finden. Alle anderen werden eher enttäuscht sein von einer Handlung, die völlig überladen und nicht rund ist.