Rezension

zu viel Nebenhandlung, zu wenig Krimi

Ausgeweidet - Brigitte Lamberts, Annette Reiter

Ausgeweidet
von Brigitte Lamberts Annette Reiter

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Toter im Grafenberger Wald - hinterrücks erschossen und brutal zugerichtet. Clemens von Bühlow und sein Team stehen vor einem Rätsel. Die Polizei arbeitet auf Hochtouren und obwohl es Verdachtsmomente und mögliche Täterprofile gibt, kommen sie mit ihren Ermittlungen nur schleppend voran. Die Suche nach dem Täter hat begonnen…

 

Das Buch beginnt mit einem sehr spannenden, blutigen Prolog, der die Erwartungen in die Höhe schraubt. Leider konnte die Geschichte meine Erwartungen dann nicht mehr erfüllen. Die polizeilichen Ermittlungen sind zwar gut dargestellt und man bekommt auch interessante Einblicke in die Besprechungen, allerdings ist mir die Rahmengeschichte zu detailliert ausgebaut. Anschauliche Beschreibungen helfen zwar bei der Vorstellung der Umgebung und der Personen, mir ist es an einigen Stellen trotzdem einfach zu viel. Der Fokus wird häufig von den eigentlichen Ermittlungen weggelenkt und so erscheinen die Informationen nicht besonders wichtig.

Zwischenzeitlich kam bei mir der Eindruck auf, das Buch dreht sich mehr um Restaurants, Cafés und andere Möglichkeiten und Orte, Hunger und Durst zu stillen, als wirklich um den Mordfall. Das ist sehr schade, da ich die Ansätze der Ermittlungen wirklich interessant finde.

Clemens von Bühlows Team ist aus ganz verschiedenen Charakteren zusammengesetzt. Man bekommt einen groben Eindruck von allen Personen, bei dem klar wird, dass jeder so seine Ecken und Kanten hat. Diese Personenkonstellation hat mir gut gefallen, da es so auch mal zu Reiberein in den eigenen Reihen kommt, die die Situationen auflockern. Insgesamt hätte ich jedoch gern mehr von Clemens und Maria, die wir hauptsächlich bei ihrer Arbeit begleitet haben, erfahren. Sie sind mir als Hauptcharaktere zu blass geblieben. Lediglich von Bühlows Hang zu alkoholischen Getränken wurde immer wieder sehr ausführlich ausgegriffen – leider auch ein Punkt, der mich gestört hat.

 

Die teilweise kurzen Sätze, wirken zu Beginn der Geschichte ein wenig abgehackt, nach kurzer Zeit habe ich mich allerdings daran gewöhnt und empfand den Schreibstil nicht als unangenehm. In Bezug auf den Mord und die direkten Ermittlungsarbeiten finde ich die bildliche Ausschmückung der Szenen sehr gut gewählt. Man kann sich als Leser einen ausführlichen Eindruck vom Tatort und den verdächtigen Personen verschaffen. Gern hätte ich in diese Richtung noch mehr gelesen.

Das Ende des Krimis kam für mich dann etwas überstürzt und wirkt im Vergleich zum Rest der Geschichte, doch ein wenig zu dramatisch und rasant. Während die Handlung größtenteils eher vor sich hin plätschert, überschlagen sich auf den letzten Seiten die Ereignisse so sehr, dass es nicht recht passen will.

 

„Ausgeweidet“ konnte mich leider nicht so richtig fesseln und mitziehen. Das Potenzial in den Charakteren und den Ermittlungsarbeiten ist da, für mich jedoch nicht gut genug ausgebaut.