Rezension

Zu viele Sichtweisen und fehlende Charaktertiefe

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1 -

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 3 Sternen

„Das Reich der Asche - Realm Breaker 1“ von Victoria Aveyard ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe, auf die ich durchaus schon sehr gespannt war, weil ich den Klapptext sehr spannend fand. Leider wurde ich enttäuscht.
Dabei klang es sehr vielversprechend: Nach dem Tod ihres Vaters, mit dem sie nichts zu tun haben wollte, weil diesem Heldentaten stets wichtiger waren als seine Tochter, liegt die Hoffnung der Wacht bei Corayne. Mit dem Schwert ihres Vaters soll sie eine Armee aus Aschekämpfern besiegen, die ihr Onkel, der auch für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist, freigelassen hat und die nun ihre Welt bedrohen. Helfen soll ihr ein bunter Trupp aus sechs Gefährten.
Mir hat gefallen, das ein junges Mädchen die Aufgabe von Helden übernehmen soll, die gescheitert sind. Was soll ein junges Mädchen also gegen ihren Onkel, einen Zauberer und Aschekämpfern ausrichten können? Die Frage habe ich mir direkt nach dem Prolog gestellt, der den Kampf der Brüder behandelt und bei denen die ganzen Helden besiegt wurden. Danach ging die Story richtig los. Aufgrund des Klapptextes hatte ich an sich erwartet, dass sich Corayne und ihr Vater kennen, aber das war gar nicht der Fall. Er wusste von ihrer Existenz, aber sie hatte ihn niemals getroffen. Zudem hatte ich angenommen, dass sich die Geschichte vorrangig um sie dreht und somit auch aus ihrer Sicht geschrieben wird. Aber auch das war nicht der Fall. Stattdessen wurde jedes Kapitel aus einer anderen Sicht geschrieben, von gefühlt jedem Charakter, der einmal namentlich erwähnt wurde, was sehr anstrengend war. Aufgrund dessen ist man, gerade anfangs bis etwa einem Drittel des Buches, in der Zeit fröhlich herumgesprungen. So ist der Leser in der Gegenwart, dann wird erzählt, wie eine Person dorthin gekommen ist, wodurch in die Vergangenheit gewechselt wird, um zu dem Zeitpunkt zurück zu kommen, nur um danach einen anderen Charakter zu haben, der noch nicht im aktuellen Zeitgeschehen ist und somit spielt die Handlung wieder in der Vergangenheit. Das war mühsam und nervig. Ich habe mich die Hälfte des Buches wirklich gequält. Ich musste mich zwingen, das Buch wieder zur Hand zu nehmen. Es hätte gereicht, wenn die Autorin sich auf zwei oder vielleicht noch drei Charaktere spezialisiert hätte und nicht auf so viele. Dadurch wurde ich mit den Charakteren auch nicht ganz warm, weil man sie kaum kennenlernen durfte. Es blieb alles recht oberflächlich durch die ganzen Wechsel. Das lag aber auch daran, dass sich die Autorin viel an Beschreibungen der Gegend, wie alles aussah und so weiter aufgehalten hat. Sie hat mehr in diese Beschreibungen als in die Charaktertiefe gelegt, was ich sehr schade fand. Dadurch wurde es auch oft ziemlich überladen und langweilig, einfach weil eine Beschreibung nach der anderen kam, auch bei Aufzählungen war es oft zu viel. Dadurch haben sich aber auch kleine Fehler eingeschlichen, sodass ein Charakter seinen Umhang mit Kapuze aufhat, diesen schließlich verliert, dennoch die Kapuze über den Kopf ziehen kann, nur um sich kurz darauf einen Mantel zu klauen, damit sie wieder eine Kapuze besitzt…
Was ich aber von den Charakteren her mitbekommen habe, hat mir durchaus gefallen. Sei es Corayne, die durchaus abenteuerlustig und mutig ist, Andry, der Knapper, der im Prolog überlebt hatte und sich dafür durchaus schuldig fühlt oder auch Sorasa, eine Meuchlerin, die sich trotz ihres Lebens als Auftragsmörderin durchaus um gewisse Personen sorgt und eine freundliche und beschützende Seite hat. Ich mochte die Charaktervielfalt sehr gerne und die ganzen verschiedenen Geschichten um sie fand ich faszinierend, daher hätte ich mir da wirklich mehr gewünscht, was durch die ganzen Ereignisse, Beschreibungen, Charakter- und Zeitwechsel eben leider nicht passierte.
Alles in allem fand ich die Geschichte durchaus interessant, aber leider war die Umsetzung nicht gut. Zu viele Sichtweisen und die Zeitsprünge haben es wirklich zäh und anstrengend gemacht, auch wenn es ab der Mitte deutlich angenehmer wurde. Dazu kommt noch die fehlende Charaktertiefe. Daher gebe ich dem Buch drei Sterne.