Rezension

Zuerst unterhaltsam, dann sehr spannend

Happy Birthday, Türke - Jakob Arjouni

Happy Birthday, Türke
von Jakob Arjouni

Bewertet mit 4.5 Sternen

»Happy Birthday, Türke«, Jakob Arjounis erster Roman mit Privatdetektiv Kemal Kayankaya, ist im ersten Teil vor allem unterhaltsam: Ahmed Hamul ist im Hinterhof eines Bordells in Bahnhofsnähe erstochen worden; Ilter Hamul, seine Frau, hat den Eindruck, die Polizei täte zu wenig, um den Täter zu finden, und sucht deshalb Kemal Kayankaya auf. Wer Ahmed Hamul ermordet und überhaupt wie er so gelebt, womit er die Zeit verbracht hat, ist unklar. Der Privatdetektiv sucht die Polizei auf, befragt die Familie von Ilter Hamul: Mutter und Bruder; um die Schwester wird, warum auch immer, ein Geheimnis gemacht; der Vater ist drei Jahre vorher bei einem Autounfall ums Leben gekommen. In einem Bordell sucht Kayankaya nach einer Prostituierten, die wahrscheinlich Hamuls Freundin war, er fragt hier und da nach, wobei er sich aufgrund des Tons, den er anschlägt, nicht immer beliebt macht. So muss er einiges einstecken, teilt aber auch kräftig aus.

Das Ganze ist in schnoddrigem Ton geschrieben – eine meiner Lieblingsstellen: »›Wie ist sie genau umgekommen?‹ ›Zischel uffen Kopp.‹ […] ›Was hat der Arzt gesagt?‹ ›Zischel uffen Kopp‹« (S. 143) – und die gelegentlichen hessischen Dialoge konnte auch der Nichthesse ohne große Probleme verstehen: Nur mit der »Brinsrechendedort« (S. 12) hatte er zuerst große Schwierigkeiten. :-)

Etwa zur Hälfte der Erzählung nimmt der Fall dann Fahrt auf, vorher Ermitteltes beginnt sich zu Zusammenhängen zusammenzufügen und es wird sehr, sehr spannend.

Der Roman ist nicht lang – eine unterhaltsame und spannende Lektüre für einen bis zwei Abende oder Nachmittage. Ich habe nicht das Buch von Diogenes, sondern die schöne Ausgabe der Büchergilde Gutenberg gelesen mit den Illustrationen von Philip Wächter.