Rezension

Zurück zur Natur

Der Hain hinter dem Herrenhaus - Jenny Wood

Der Hain hinter dem Herrenhaus
von Jenny Wood

Bewertet mit 4 Sternen

Konstantin Balthasar von Heerstein ist das schwarze Schaf der Familie. Als er von einem entfernten Verwandten sowohl das Herrenhaus als auch das Unternehmen erbt, muss er auf einmal Verwantwortung übernehmen – was dem Lebemann und Kunstliebhaber überhaupt nicht gefällt. Die Vorstandssitzungen langweilen ihn, die Geschäftsintrigen findet er abstoßend. Das Herrenhaus dagegen hat ein paar Geheimnisse, die das Erbe deutlicher spannender erscheinen lassen.

Jenny Wood lässt in ihrer Novelle zwei Welten aufeinanderprallen. Zum einen die wirtschaftlich geprägte Welt der Industriellen, in der Kalkül und Rationalität vorherrschen, zum anderen die phantastische Welt des Hains, die auf der Verbindung zur Natur gründet. Verbindungsglied beider Welten ist Konstantin von Heerstein, der damit nicht nur Protagonist, sondern auch Schlüsselfigur der Handlung. Wobei es eigentlich Dienstmädchen und Nebenfigur Sandrin ist, bei der die Fäden zusammenlaufen.

Ein wenig hat mich die Beschreibung des Herrenhauses an die Villa Hügel der Familie Krupp erinnert, die ebenfalls aus Essen stammen. Aber wie heißt es oft so schön: Ähnlichkeiten mit realen Gegebenheiten sind rein zufällig. Dass es um ein Familienunternehmen geht, passt ebenfalls in diesen Kontext. Die Umschreibung Gaslichtromantik trifft den Konflikt zwischen Industrie und Natur sehr gut. Genau wie in der Romantik stellt die Welt des Hains und damit die Natur einen Sehnsuchtsort dar, der für die Menschen aber nur teilweise erreichbar ist. Sowohl die Handlung selbst, als auch die darin enthaltende Symbolik machen die Geschichte spannend – nicht nur auf einer Ebene.