Rezension

Zwar nicht hochspannend, aber durchgehend interessant

Stille Feindin
von Alexandra Kui

Bewertet mit 4 Sternen

Die siebzehnjährige Farina hatte eine schrecklichen Kindheit, in der sie von einer Familie in die nächste wanderte. Bei ihrer Pflegemutter Gesine hat sie nun allerdings Halt und eine Perspektive gefunden. Nur selten greifen die Dämonen der Vergangenheit noch nach dem jungen Mädchen, sodass sie endlich wieder spürt, wie sich Glück anfühlt. Das ändert sich allerdings schlagartig, als eine Familie in das ehemalige Schulhaus einzieht. Denn die Frau des Hauses hat etwas an sich, was Farina untrennbar mit ihrer Vergangenheit verbindet. Wut und Hass stauen sich in Farina. Sie muss unbedingt herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hat. Dabei lernt sie Tami, die Tochter der Familie, kennen und freundet sich mit ihr an. Auch Tami schleppt unliebsame Erinnerungen an ihre Kindheit mit sich herum. Doch mit Farina als Freundin fühlt sie sich gleich viel wohler in der neuen Umgebung. Deshalb kann Tami auch überhaupt nicht nachvollziehen, warum Farina sich plötzlich so merkwürdig verhält....

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der sofort das Interesse an der Handlung weckt. Denn hier beobachtet man ein Pärchen, das offensichtlich eine weibliche Person entführt und im Kofferraum versteckt hält. Die Stimmung ist aufgeheizt und bedrohlich, denn der männliche Teil des Pärchens möchte endlich mal jemanden sterben sehen. Um wen es sich da handelt, und wie die Situation ausgeht, bleibt zunächst völlig unklar. Gespannt wendet man sich dem eigentlichen Geschehen zu.

In wechselnden Perspektiven lernt man Farina und Tami kennen. Die beiden Mädchen wirken zunächst sehr unterschiedlich. Obwohl beide es offensichtlich in ihrer Kindheit nicht gerade leicht hatten. Doch das genaue Ausmaß dieser Kindheitserlebnisse offenbart sich erst Schritt für Schritt. Als Leser weiß man von den beiden Mädchen mehr, als sie selbst voneinander wissen. Dennoch bleiben Geheimnisse lange im Dunkeln, sodass man stets interessiert dem Handlungsverlauf folgt. Denn die offenen Fragen möchte man unbedingt geklärt haben.

Tami und Farina wirken sehr lebendig, sodass man regelrecht mit ihnen mitfiebert. Der flüssige Schreibstil und die relativ kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man förmlich über die Seiten fliegt, um endlich alle Geheimnisse zu ergründen. Dabei baut sich zwar keine thrillermäßige Hochspannung auf, doch das Interesse an der merkwürdigen Freundschaft und den Hintergründen ist durchgehend vorhanden. Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse, sodass das Finale ein wenig abrupt und gehetzt wirkt.

Von einem Thriller hatte ich mir zwar etwas mehr Nervenkitzel und Gänsehautmomente erhofft, doch insgesamt gesehen habe ich mich, auch als erwachsene Leserin, bei der Lektüre dieses Jugendbuchs sehr gut unterhalten. Mein Interesse an der Geschichte der beiden Mädchen, und ihrer ungewöhnlichen Freundschaft, war durchgehend vorhanden, sodass ich das Buch innerhalb kurzer Zeit durchgelesen hatte. Ich vergebe deshalb vier von fünf Bewertungssternen.