Rezension

Zwei bewegende Liebesgeschichten

Der Liebesbrief - Rachel Hauck

Der Liebesbrief
von Rachel Hauck

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Liebe zerbrach Ketten, brach Türen auf, heilte Wunden...“

 

Die 29jährige Chloe ist Schauspielerin in Hollywood. Bisher ist sie in jedem ihrer Filme gestorben. Als sie plötzlich ein Drehbuch in die Hand bekommt, wendet sie sich an Jeremia, den Regisseur. Sie möchte die Rolle der Esther.

Auf einer Veranstaltung lernt sie Jesse kennen. Er ist der Drehbuchautor und hat in dem Film einen Ausschnitt aus seiner Familiengeschichte verarbeitet.

Im Jahre 1780 kehrt die 22jährige Esther aus London zu ihrem Vater nach Amerika zurück. Es ist die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Noch ahnt Esther nicht, dass ihr Vater und ihr Jugendfreund Hamilton auf verschiedenen Seiten der Front stehen. Ihr Vater hält treu zur Krone Englands. Hamilton will nicht kämpfen. Das ändert sich, als die Royalisten die Kirche der Presbyterianer anbrennen und der Pfarrer, sein Onkel, in den Flammen umkommt.

Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Er enthält zwei Zeitebenen. Zum einen wird die Geschichte von Hamilton und Esther erzählt, zum anderen darf ich in der Gegenwart Chloe und Jesse auf ihren Weg begleiten.

Anfangs hat mich der Strang der Vergangenheit deutlich mehr gefesselt. Esther ist eine selbstbewusste junge Dame, die genau weiß, was sie will. Ihr Vater allerdings ist noch im alten Denken verfangen.

 

„...Aus diesem Grund haben Frauen kein Wahlrecht. Sie haben keine Ahnung von Debatten und von der harten Linie, die ein Mann ziehen muss, um seine Grundsätze zu verteidigen...“

 

Zuvor hatte Esther geäußert:

 

„...Köng Georg sagt von sich, ein Mann des Gebets zu sein. Dann können wir nur hoffen, dass er auf den Allmächtigen hört und diesen Krieg beendet...“

 

Deutlich wird, wie der Krieg Hamilton verändert. Er muss Entscheidungen treffen, die er nie treffen wollte. Dadurch bekommt seine Liebe zu Esther Risse, denn er fühlt sich unwert und ihrer nicht mehr würdig. Hinzu kommt, dass Esthers Vater sein egoistisches Handeln durch geschickte Manipulation gegenüber Hamiltons Tante zu vertuschen sucht.

In der Gegenwart fühlen sich Chloe und Jesse schnell zueinander hingezogen. Beide aber scheuen sich, das zuzugeben, denn sie sind gebrannte Kinder. Im Laufe der Handlung erfahre ich, was jeweils passiert ist.

Das Buch greift gekonnt die Themen Vergeben und Verzeihen auf. Jeder der vier Protagonisten ist aus unterschiedlichen Gründen dazu angehalten. Erst als sie das erkennen, gerät ihr Leben in ruhigeres Fahrwasser.

Sehr fein herausgearbeitete Gespräche thematisieren unter anderen Glaubensfragen.

 

„...Hast du nie darüber nachgedacht? Gott wurde Mensch. Nein, ein Baby. Um die Welt zu retten, ja - aber auch um dich und mich zu retten. Es ist persönlich. Es ist die absolut gewaltigste Geschichte...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.