Rezension

Zwei starke Frauen und ein Geheimnis

Das Haus der Malerin - Judith Lennox

Das Haus der Malerin
von Judith Lennox

Bewertet mit 4 Sternen

Rose Martineau lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in den 1970er Jahren in Surrey. Die Familie führt ein beschauliches, zufriedenes Leben. Als Edith, die Großmutter von Rose, stirbt, erbt Rose von ihr deren Wohnung sowie ein Haus in den Wäldern von Sussex. In einem Brief erklärt ihr Edith, dass das Haus von ihrem Vater, einem Architekten, erbaut wurde und nach dessen Tod in den Besitz von Sadie, Ediths Schwester, gegangen ist. Diese hat es dann später Edith vermacht und ist selbst 1934 spurlos verschwunden.
Rose hat noch nie davon gehört, dass sie eine Großtante hatte.
Noch während sie die Neuigkeiten zu verarbeiten versucht, wird ihr Mann Robert in einen Skandal verwickelt, der ihr bisheriges Leben völlig verändert und auch die Ehe zerstört.
Rose zieht mit den Kindern in Ediths Wohnung und begibt sich auf Spurensuche nach ihrer unbekannten Großtante Sadie.
In Ediths Nachlass und auch in dem Haus in den Wäldern sucht sie nach Hinweisen auf Sadie und versucht andere Menschen zu finden, die Sadie gekannt haben.

In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir Sadie in den Jahren 1930 bis 1934. Sadie war Künstlerin und zog nach einer großen Enttäuschung in der Liebe in das Haus „The Egg“ im Wald. Das zweite Haus, das ihr Vater seinerzeit entworfen und gebaut hatte, in unmittelbarer Nachbarschaft, hat sie an einen Dichter und dessen Ehefrau verkauft.
Wir begleiten Sadie durch ein paar Jahre ihres Lebens und erleben, wie sie sich als Künstlerin weiter entwickelt und ansonsten ein ziemlich zurückgezogenes Leben führt.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechselnd in den beiden Zeit- und Handlungssträngen.
Der Teil um Rose hat mich deutlich mehr gefesselt als der Teil um Sadie in der Vergangenheit. So wie Rose immer wieder kleine Fortschritte bei ihrer Suche nach Informationen über Sadie macht, so erfährt der Leser in dem anderen Handlungsstrang, wie Sadies Leben verlaufen ist, in dem es in dem geschilderten Zeitraum nur zwei einschneidende Ereignisse gab.
Durch die Wechsel entsteht zwar eine gewisse Spannung, aber nach einer Weile konnte ich bereits ahnen, warum Sadie im Jahr 1934 so plötzlich verschwunden ist.
Rose zu begleiten war für mich deutlich interessanter. Die Nachforschungen nach ihrer Großtante gestalten sich relativ schwierig, denn Rose hat nur wenige Anhaltspunkte. Daneben muss sie sich ihr Leben nach der Trennung von ihrem Mann völlig neu einrichten. Obwohl sie studierte Physikerin ist, hat sie bisher keine Karriere verfolgt sondern sich um ihre Familie und ihr Zuhause gekümmert.
Nun steht sie vor grundlegenden Veränderungen, die ihr einiges abverlangen.

Sehr gut gefallen hat mir die Zeichnung der Charaktere dieser beiden Frauen, die mehr gemeinsam haben, als man erwarten könnte.
Die Atmosphäre der gesamten Geschichte ist ziemlich dicht, manchmal auch düster und oft sehr geheimnisvoll.
Wunderbar sind die Schilderungen rund um das Haus „The Egg“ und die dortige Landschaft mit dem dichten Wald. Die herrliche Ruhe aber auch die Einsamkeit an diesem Ort sind gut bei mir angekommen und in meinem Kopfkino entstanden schöne Bilder.
Die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge und die Darstellung der Lebensweise, besonders für Frauen, in den jeweiligen Jahrzehnten sind der Autorin gut und authentisch gelungen. Der wirklich schöne Schreibstil macht das Lesen angenehm und unterhaltsam.

Dieser Roman über zwei starke Frauen, die in ihrer jeweiligen Zeit sicher etwas Besonderes waren, ist eine interessante und unterhaltsame Geschichte mit einer gut durchdachten und aufgebauten Handlung, den ich gerne gelesen habe!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

© Fanti2412