Rezension

Zwei unterschiedliche Sichten

Weiße Wolken -

Weiße Wolken
von Yandé Seck

          Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal; für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die andere ihr Muttersein. Klug, erhellend und mit hintergründigem Witz erzählt Yandé Seck in ihrem Debütroman von den Ambivalenzen, die wir im Kleinen wie im Großen aushalten müssen.

Yandé Seck erzählt in "Weiße Wolken" von zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihr Vater kam vor mehr als vierzig Jahren aus dem Senegal, ihre Mutter ist weiß. Während sich Dieo mit ihrem weißen Mann Simon, ihren drei Söhnen und der schönen Altbauwohnung in Frankfurt sehr zufriedengibt und ihr größtes Problem ist, dass sie die Ansprüche der Gesellschaft an sie als Mutter nicht erfüllen kann, hadert Zazie. Zazie, die im Jugendzentrum arbeitet, überlegt, an der Uni zu promovieren und die sich aufreibt an den rassistischen und sexistischen Strukturen, die ihr Umfeld als normal und eher unproblematisch empfinden. Zazie hält den Spiegel vor, gerade in der Familie muss sie das immer wieder machen und auf Rassismus hinweisen - auch Simon und sie versteht nicht wie Dieo mit ihm verheiratet und Kinder großziehen kann, wenn er sich so verhält.
Als ihr Vater überraschend stirbt, machen sich Zazie und Dieo auf den Weg in den Senegal, um sich zu verabschieden und starten die Reise ihres Lebens, denn danach ist nichts wie zuvor.

Yandé Seck schreibt sehr greifbar und ich konnte vor allem mit Zazie sympathisieren, obwohl sowohl Zazies als auch Dieos Lebens- und Denkweise nachvollziehbar geschildert sind. Die Beispiele und Situationen, in denen Zazie Rassismus und Sexismus benennt und darauf hinweist sowie die Reaktionen darauf wirken wie aus dem Leben gegriffen.

Eine wichtige Lektüre, die Abbildung der Gesellschaft und Zeitgeist mit der Erzählweise eines berührenden Romans vereint.