Rezension

Zwiegespalten

Spinster Girls - Was ist schon normal? - Holly Bourne

Spinster Girls - Was ist schon normal?
von Holly Bourne

Evie, 16, leidet unter einer Angststörung die sie dazu zwingt sich ständig zu waschen und sich bewusst zu sein, was so alles schief gehen kann im täglichen Alltag. Frisch im College gründet sie mit ihren zwei neuen Freundinnen, Amber und Lottie, einen feministischen Club, der sich mit Fragen aller Art zum Thema Feminismus auseinandersetzt. Dabei werden Pink Taxes, also Steuern auf Tampons und andere Menstruationsprodukte ebenso behandelt wie offensichtlicher und verinnerlichter Sexismus. Leider beschränkt sich die Autorin hier auf weiße, heterosexuelle, cis-gender (also Menschen die sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, im Gegensatz zu transgender) Frauen und Mädchen. 

Ich hätte mir mehr Diversität gewünscht, bei einem Buch das sich mit so vielfältigen, wichtigen und aktuellen Themen auseinandersetzt. Aber wenn ich Sätze lesen muss wie: „die Periode macht uns zu Mädchen“ und „ist das einzige Ding, das uns zu Frauen macht“ frage ich mich ob nur die Formulierung unglücklich ist oder ob die Autorin Transmädchen und Frauen nicht berücksichtigt hat. 
Leider ist auch keine der Figuren explizit nicht-weiß, zwei sind blond, eine rothaarig und eine wird nicht näher beschrieben. Und wenn frau ein Buch, vor allem ein Jugendbuch über Feminismus schreibt, dürfen ausdrücklich diverse Charakter nicht fehlen! 

Evie ist großer Filmfan, da Filme lange Zeit das einzige waren, was sie von ihrer Erkrankung abgelenkt hat. Etwas irritiert hat mich, dass Evie, die sich zu Recht über Vergewaltigungen und Gewalt gegen Frauen in Filmen beschwert, mit Woody Allen als Regisseur offenbar keine Probleme hat. 

Da das Buch sich mit sehr vielen und sehr grafisch beschriebenen Aspekten von Evies Angsterkrankung auseinandersetzt und überwiegend an Jugendliche adressiert ist, hätte ich mir im Anhang eine Liste mit Internetadressen und Telefonnummern gewünscht, bei denen die Leserinnen Hilfe bekommen können, falls sie nach/bei der Lektüre des Buches Schwierigkeiten haben. 

Evies Geschichte ist wohl der Auftakt zu einer mehrteiligen Serie, adressiert an junge (weiße) Mädchen, die sich mit einer Reihe von gesellschaftsrelevanten feministischen Themen auseinandersetzt. Das ist leider nur teilweise geglückt, weil die Autorin sich leider auf heterosexuelle, weiße, cis-gender Mädchen beschränkt und nur die üblichen Jungsprobleme behandelt. Entgegen der offenbar landläufigen Meinung ist nur ein Bruchteil der Gespräche zwischen Teenagermädchen über Jungs und die damit behafteten Probleme. 

Für die feministischen Inhalte und Hauptfigur mit psychischer Erkrankung würde ich gerne die volle Punktzahl geben, aber leider fehlt mir komplett die Diversität der Figuren und deshalb kann ich nur 3 Sterne geben.