Rezension

Zwischen Kochbuch und Globalisierungsroman

Der Koch - Martin Suter

Der Koch
von Martin Suter

Bewertet mit 4 Sternen

Vordergründig ein Buch über exotische Kochkunst (sogar mit Rezeptteil im Anhang), hintergründig ein politischer Globalisierungsroman: In seinem Roman „Der Koch“ versucht Suter einen interessanten Mix und verzettelt sich dabei etwas.

Die Geschichte spielt von 2008 bis 2009 in Zürich und greift sowohl die Eurokrise als auch den Bürgerkrieg in Sri Lanka auf. Held der Geschichte ist Maravan, Asylbewerber aus Sri Lanka. Ziemlich unterfordert und weit unter seinem Niveau arbeitet er im Züricher Gourmetrestaurant „Chez Huwyler“ als einfache Küchenhilfe – in Wirklichkeit ist er ein leidenschaftlicher Koch mit nahezu magischen Kochkünsten. Als Maravan gefeuert wird, überredet ihn seine ehemalige Kollegin Andrea zu einer besonderen Geschäftsidee: ein Catering für exotisch-erotische Liebes-Menüs. Bald floriert das Geschäft und zu Maravans Kunden zählen mitunter die größten Wirtschaftsbosse des Landes. Doch dann entdeckt Maravan, dass darunter auch ein Waffenhändler ist, der über Umwege ausgediente Panzer ins Krisengebiet nach Sri Lanka liefert und somit indirekt Maravans Familie bedroht.

Richtig gut gefallen hat mir wieder einmal Suters Sprache: Präzise, ohne Schnörkel und trotzdem auch elegant und sehr fesselnd. Kein Satz ist zu viel, kein Satz zu wenig und die Dialoge sitzen. Auch seine Charaktere sind wieder sehr interessant und feinfühlig gezeichnet. Besonders gut gelungen sind Suter seine Kochszenen: Wenn Maravan in seiner Küche zaubert, riecht man regelrecht die exotischen Gewürze und schmeckt die außergewöhnlichen Speisen. Problematisch an diesem Roman ist, dass Suter versucht hat so ziemlich alle tagespolitisch aktuellen Themen aus den Jahren 2008 und 2009 unterzubringen. Und so geht es in dem Buch nicht nur um ayurvedische Molekularküche und die Sinnlichkeit des Essens, sondern auch um Asylpolitik, Weltwirtschaftskrise, den Bürgerkrieg in Sri Lanka, Waffenhandel, die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten und sogar noch um die Schweinegrippe. Eine Liebegeschichte gibt es auch noch. Ganz klar, dass Suter all diese Themen nur sehr oberflächlich anschneiden kann und letztendlich keinem davon richtig gerecht wird. Die vielen unterschiedlichen Themen haben aber auch zur Folge, dass die Konstruktion der Geschichte nicht ganz so rund ist, wie man das von Suter gewohnt ist.

Fazit: Nicht der beste Suter, aber dennoch ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman. 

Kommentare

Wedma kommentierte am 23. Januar 2016 um 08:24

Danke für die Besprechung!

Das mit den politischen Themen in so einem Ausmaß war mir nicht so ganz klar. Jetzt aber!