Rezension

Zwischen Rauch und Schweigen

RAUCH -

RAUCH
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 3 Sternen

Düsterer Krimi mit schleichender Spannung. Figuren blass, statt Nervenkitzel gibt's Misstrauen und Lügen. Mehr Krimi als packender Thriller.

Was bleibt, wenn die Vergangenheit in Flammen aufgeht? "Rauch" von Yrsa Sigurdardottir hat eine düstere Atmosphäre, winterliche Kälte Islands und eine Gruppe Freunde, die nichts von dem sind, was sie zu sein scheinen. Im Haus der Verstorbenen stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit. Bald bröckeln alte Lügen, Misstrauen schleicht sich ein, und der Kampf ums Überleben beginnt. Was als Thriller beginnt, fühlt sich wie ein Krimi an – die Spannung wabert leise im Hintergrund, doch keiner der Figuren bleibt wirklich greifbar, wie Rauch, der sich verflüchtigt.

Die Freundesgruppe? Ein Trümmerhaufen aus Täuschung und Schweigen. Es passt zur Geschichte, dass Misstrauen wie schleichendes Gift durch ihre Reihen kriecht. Jede Entscheidung, jeder Fehler treibt sie tiefer in den Abgrund – man kann zusehen, wie sie sich gegenseitig zerstören. Die Spannung ist da, ja, aber sie bleibt unterschwellig. Statt großer Schockmomente gibt es hier eher stilles Unbehagen.

Was dem Buch wirklich gut gelingt, ist die düstere, winterliche Atmosphäre Islands. Die kalte Landschaft und die dichte Erzählweise machen die Geschichte bedrückend und spannend. Der Perspektivwechsel bringt Abwechslung - die Erzählstruktur hat mich anfangs verwirrt. Es dauert, bis man sich in der Erzählweise zurechtfindet. Aber dann hält die Geschichte einen doch fest. Es ist gut geschrieben, der große Nervenkitzel jedoch, den ich erwartet hatte, blieb leider Rauch...