Rezension

Zwischen zwei Kriegen, zwischen zwei Ländern und zwischen Liebe und Pflicht.

Das Erbe von Juniper House - Sophia Herzinger

Das Erbe von Juniper House
von Sophia Herzinger

Bewertet mit 5 Sternen

Spannende Zeitreise. Für alle Fans von spannenden Familiengeschichten! Der Roman beginnt im Juni 1915, in Oxfordshire. An dem Tag, an dem sie das Telegramm mit der Todesnachricht erhielten, kämmte Emmas Schwester Isobel ihr gerade im Wohnzimmer das lange Haar, das sie immer Drahtgeflecht nannte, weil es sich so schwer bändigen ließ und meistens aussah, als wäre Emma in einen Sturm geraten. Ein Luftangriff der Deutschen …Der Angriff erfolgte nachts, durch deutsche Zeppeline, die Brandbomben über britische Städte abwarfen. Die Bombe hatte den Dachstuhl in Brand gesetzt, das Haus wurde zerstört und Artie, Emmas älterer Bruder war von einem Dachbalken erschlagen worden. Das Telegramm fiel geräuschlos zu Boden – wie ein Staubkorn. Emma kannte Zeppeline nur von Fotografien. In der Buchhandlung ihres Vaters lagen ein paar Postkarten aus, die diese – in meinen kindlichen Augen – seltsam geformten Flugschiffe zeigten. Artie sagte immer: "Das ist nicht nur eine Karte, Emma, es ist der Eintritt in eine andere Welt. Eine aufregende Welt." Sie ertappt sich noch heutzutage oft bei der Frage, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn Artie nicht gestorben wäre. Am schwersten war es für ihre Mutter. Sie starb nur eine Woche danach. England in den 1920er Jahren: Emma lebt nun auf Juniper House bei Tante und Onkel, einem reichen Fabrikanten. Obwohl sie aus ärmlichen Verhältnissen stammt, ist sie clever und arbeitet als Buchhalterin. Und dennoch scheint es kaum eine Perspektive für die junge Frau zu geben. Als sie den jungen Lord Hessby das erste Mal sieht, ist es um sie geschehen. Doch Emma ist nicht standesgemäß und die Liebe der beiden muss ein Geheimnis bleiben...
Hamburg 2004: Sara hatte stets nur sporadisch Kontakt zu ihrer Großmutter Emma. Daher besucht sie Emma eigentlich nur aus Pflichtgefühl. Und weil sie plötzlich nicht mehr weiß, ob ihr Plan vom Leben und ihr Freund der Richtige sind. Mai 2004, Kiel  Das Pflegeheim, in dem ihre Großmutter untergebracht war, lag in der Nähe des Hafens, zu dem Sara zuvor einen Abstecher machte. Doch obwohl Emma unwirsch ist, merkt Sara bald, dass kaum jemand sie besser verstehen kann als die fast Hundertjährige. Seit sie denken konnte, nannte sie ihre Großmutter beim Vornamen, weil diese weder die Kosenamen Oma, Omi oder das englische Granny mochte. Und Großmutter war selbst für Emma zu förmlich und steif. Es hatte Sara nie etwas ausgemacht, auch wenn Saras Freundinnen sie früher seltsam angeschaut hatten. Eine Nachbarin hatte sogar mal etwas von fehlendem Respekt dem Alter gegenüber erwähnt, doch Emma hatte sie gleich auf den Pott gesetzt und gesagt, ihre Enkelin nenne sie beim Vornamen und könne gleichzeitig gut erzogen sein, was man von der Nachbarstochter nicht behaupten konnte. Emma hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. So war es vermutlich kein Wunder, dass sie nie viele Freunde gehabt hatte. Aber mit ihr taucht Sara in die Geschichte ihrer eigenen Familie ein. Geheimnisse, die seit Jahrzehnte schlummerten, kommen plötzlich ans Tageslicht und verändern Saras Leben für immer."Das Erbe von Juniper House" ist echtes Leseglück, eine ausgesprochen spannende Geschichte für Leserinnen, die gerne historische Romane über starke, eigenwillige Frauen lesen. Gut gemachter Schmöker, der mitreißend und unterhaltsam geschrieben ist. Eine Geschichte über eine sehr starke Frau. Ruhig erzählt, und die Spannung steigerte sich von Seite zu Seite. Stimmungsvoll und informativ werden Liebesbeziehungen, gesellschaftlicher Aufstieg und Kriegstraumata passend zum Roman thematisiert. Eine tolle Familiensaga mit einer spannenden Mischung aus Liebe, Intrigen, Verrat und Machtspielchen. Bildhaft und geschichtlich genau erzählt.... Sehr lesenswert und macht Lust auf mehr!