Rezension

1. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe

Wut - Martin Krist

Wut
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Paul Kalkbrenner ist Anfang 40 und lebt in Berlin. Er ist Kriminalhauptkommissar im Kriminalkommissariat Berlin-Mitte und sein Job geht ihm über alles, was in den letzten Jahren sehr zur Entfremdung von seiner Familie geführt hat. Zu seiner 21-jährigen Tochter Jessica "Jessy" hat er kein besonders gutes Verhältnis mehr, was jedoch hauptsächlich daran liegt, dass er einfach nie da ist und auch seine 22-jährige Ehe ist an seinem Beruf gescheitert. Die Trennung von seiner Frau Ellen fand vor einigen Wochen statt und eine Scheidung scheint unausweichlich. Doch anstatt für seine Familie zu kämpfen, stürzt sich Kalkbrenner weiterhin in seine Arbeit.

 

Tatsächlich lässt sein nächster Fall nicht lange auf sich warten. Eine Prostituierte und ihr Zuhälter sind in einem Berliner U-Bahn-Tunnel gestorben. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass die Frau vor ihrem Tod schwer misshandelt wurde, aber tatsächlich an den Folgen des Zusammenpralls mit der U-Bahn starb, wo hingegen ihr Zuhälter tödlich zusammengeschlagen wurde und bereits tot war, bevor die U-Bahn ihn erreichte. Für Kalkbrenner ist dies eine eher ungewöhnliche Situation, sind es doch gewöhnlich die Prosituierten, die sterben, doch hier scheint es sich bei dem Tod der jungen Frau tatsächlich um eine Art "Unfall" zu handeln, während der Tod des Zuhälters beabsichtigt war. Erschwerend kommt hinzu, dass am nächsten Tag die Leiche eines Bauarbeiters gefunden wird, der ebenso tödlich zusammengeschlagen wurde, wie der Zuhälter. Was hat das zu bedeuten, was haben die drei Personen miteinander zu tun? Paul Kalkbrenner nimmt zusammen mit seinem Assistenten Hans-Hermann Hängo die Ermittlungen auf.

 

Derweil hat BWL-Student Leif Nehring ganz andere Probleme. Auf Grund von Drogenbesitz wurde er zu 60 Sozialstunden verurteilt, welche er in der Sozialstation "Obdachlose e. V." ableisten muss. Am meisten wurmt den jungen Mann, dass das im eigentlichen Sinne noch nicht mal seine Drogen waren, mit denen er erwischt wurde. Als er bei der Ableistung seiner Sozialstunden zufällig auf den Dealer trifft, dem er sein ganzes "Unglück" zu verdanken hat, folgt er diesem und wird Zeuge dessen Ermordung. Leif kann in letzter Sekunde fliehen, doch eines ist gewiss - der Killer hat ihn gesehen, auch wenn er höchstwahrscheinlich nicht weiß, wer Leif ist - zumindest noch nicht. Als wenig später die Leiche des Dealers gefunden wird, werden auch Fingerabdrücke von Leif am Tatort gefunden - und nun sind beide Seiten hinter ihm her, der Killer und die Polizei. Leif, der mit Garantie kein Unschuldslamm ist, weiß weder ein noch aus, denn er hat niemanden, an den er sich wenden kann. Wer wird ihn zuerst finden, der Killer oder die Polizei und wird es ihm gelingen, seine Unschuld zu beweisen?

 

Der 1. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe! Der Plot wurde ausgesprochen spannend und bildgewaltig erarbeitet. Was ich besonders faszinierend fand war die Tatsache, dass viele der Szenen im Berliner Untergrund und Obdachlosenmilieu spielten und ich mir hier diese Szenen jederzeit bildhaft vor Augen führen konnte. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet und obwohl weder Paul Kalbrenner, noch Leif Nehring anfangs große Sympathieträger sind, haben sie es doch geschafft, dass ich sie in mein Herz geschlossen habe und mit ihnen gebibbert habe, wie sich die ganze Geschichte auflösen wird. Den Schreibstil kann ich nur als ausgesprochen fesselnd beschreiben, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und ich es am Stück gelesen habe. Als abschließendes Fazit kann ich nur sagen, dass mir das Buch wundervolle Lesestunden bereitet hat und ich von Paul Kalkbrenner noch so einiges erwarten darf.