Rezension

27 x typisch Atwood

Gute Knochen - Margaret Atwood

Gute Knochen
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4 Sternen

Hamlets Mutter, eine reinkarnierte Fledermaus, ein menschenerforschender Falter oder eine männerbastelnde Heimwerkerin - Margaret Atwood schlüpft als Erzählerin in jede erdenkliche Rolle. Dabei geht es nicht um verborgene Botschaften, sondern darum, die Dinge und ihre Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf zu stellen. Denn: Nichts ist so bizarr wie der Mensch selbst! Verlagsseite)

Das Buch wirkt, als hätte Atwood in ihre Ideenkiste gegriffen, verschiedene Zettel herausgezogen und thematisch geordnet: Mann und Frau, Krieg und Tod sind die vorherrschenden Themen. Eine kleine Satire hier, eine Kürzesterzählung dort, ein paar böse Gedanken hier, ein Abhandlungchen dort.

Ihnen gemeinsam ist der perfide Ton, mit der die Autorin ihre Sujets betrachtet. Sie teilt nach allen Seiten aus; sowohl Männer als auch Frauen bekommen ihr Fett weg und auch die Menschheit im Ganzen.
Sie scheut sich nicht, Klassiker umzuschreiben. Oder Außerirdische zu Inner-Irdischen zu machen. Oder in die Rolle eines Spermiums zu schlüpfen. Oder zu beweisen, warum ein Vampir keine Fledermaus sein kann.
Was die Betrachtung der Erdzerstörung angeht, erweist sie sich als Prophetin, immerhin erschien das Buch schon vor über 20 Jahren.

An manchen Texten hat man zu knabbern, ehe das „AHA“ im Kopf aufleuchtet. Dann aber meist mit Lacheffekt.