Rezension

5 Eigenschaften, die „Ein wirklich erstaunliches Ding“ einzigartig machen

Ein wirklich erstaunliches Ding - Hank Green

Ein wirklich erstaunliches Ding
von Hank Green

Bewertet mit 5 Sternen

Hank Greens Debütroman „Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist ein Knaller. Optisch macht dieser Jugendroman sehr viel her und zieht jegliche Aufmerksamkeit auf sich, aber auch zwischen den Buchdeckeln versteckt sich eine große Portion Spaß, Abenteuer und fantastische Unterhaltung. Meiner Meinung nach ist der Erfolg des Buches begründet, da es realistisch, menschlich und verständlich, überraschend, lustig und höchst aktuell ist.

 

In „Ein wirklich erstaunliches Ding“ bekommt man als Leser keine plakative Invasionsgeschichte von feindlich gesinnten Robotern geboten, sondern eine REALISTISCHE Story der jungen Produktdesignerin April, deren Leben eines Nachts auf den Kopf gestellt wird. Auf den Straßen New Yorks entdeckt sie eine übergroße, starre Roboterfigur, die sie mithilfe ihres Freundes Andy filmt und das Video im Internet hochlädt. Rasant verbreitet sich das Video, aber auch die überraschende Nachricht von dem Roboter, der nur einer von 64 Exemplaren auf der ganzen Welt ist. Folglich erntet sie Ruhm und Tausende virtueller Follower, die sie auf der weiteren Erfolgsreise um die imposante Skulptur begleiten. Bereits das Ausgangsszenario wirkt wirklichkeitsnah und selbst im Laufe der Handlung begreift man als Leser, dass die beschriebenen Situationen nicht schwer vorstellbar sind. Erwartet man große Gemetzel zwischen Invasoren und den Menschen wird man enttäuscht, denn dieses Buch setzt sich mit den realistischen Folgen auseinander, die vor allem auf die Protagonistin konzentriert sind, welche mit der Berühmtheit und ihrer besonderen Stellung in den Geschehnissen zurechtkommen muss.

Des Weiteren zeichnet es sich durch MENSCHLICHKEIT und VERSTÄNDLICHKEIT aus. Das hat man vor allem der Hauptperson April zu verdanken. Sie trifft Entscheidungen im Roman, die häufig  unbedacht, egoistisch und fahrlässig wirken. Einerseits fühlt man sich ihr damit verbunden, weil man sie als Menschen sieht, der auch falsche Entschlüsse fassen kann und genau dies das Leben kennzeichnet. Als Leser begegnet man vielen Situationen, die auch durch einen selbst hervorgerufen werden können. Die Handlung fährt dann fort, man begegnet neuen Menschen, findet sich an verschiedenen Orten wieder und muss mit der Entwicklung der Geschichte klarkommen. Irgendwann kommt aber wahrscheinlich der Moment, in dem Aprils voreilige Schlüsse sie nicht mehr konsequenzlos lassen. Und spätestens da entwickelte sich eine unterschwellige Unverständlichkeit ihr gegenüber, die mich an ihrer Vernunft zweifeln ließ.

 

Die Handlung in „Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist auf keinen Fall lahm, einfallslos oder unoriginell. Ich würde sie viel mehr als ÜBERRASCHEND beschreiben, denn sie schaffte es in jedem Kapitel eine andere Richtung einzuschlagen, die ich niemals erwartet hätte. Ein Spannungsbogen, der einer Achterbahn gleicht und ein Plot, der vielseitiger nicht sein kann, hielt mich ständig in Atem. Green schafft eine permanente Steigerung der Geschehnisse um April herum. Besonders hervorzuheben ist der Beginn, der direkten Bezug auf die Ereignisse ab Kapitel 13 nimmt, sodass der Leser mindestens bis zum Ende des zwölften Kapitels gespannt darauf wartet, was Spektakuläres anschließend passiert.

 

Der Roman bietet neben ernsthaften und am Ende sogar philosophisch angeschnittenen Themen einen Haufen Humor und LUSTIGE Szenen! Normalerweise gefällt mir Humor in Büchern weniger, da er auf geschriebenen Seiten eher gezwungen wirkt und durch die fehlende Wirkung der gesprochenen Wörter der Effekt verloren geht. In „Ein wirklich erstaunliches Ding“ hat mich der Humor positiv überrascht, einige Male zum lauten Lachen in öffentlichen Plätzen – nicht der beste Ort dafür – und häufig zum Schmunzeln gebracht.

 

Zuallerletzt ist ein besonders erwähnenswertes Merkmal des Romans hervorzuheben: der AKTUELLE Bezug zu den Geschehnissen in dieser Welt, besonders im Zusammenhang mit Social Media. „Ein wirklich erstaunliches Ding“ schafft es außerordentlich gut sich mit den sozialen Medien YouTube, Twitter und Facebook auseinanderzusetzen und im gleichen Atemzug Kritik an der ansteigenden Popularität dieser zu äußern. Selbstverständlich hilft das Internet April zu vielen Likes, einem wachsenden Ansehen und Menschen, die sich nun für sie interessieren. Hank Green belichtet ihre Geschichte jedoch nicht nur von dieser Seite, sondern auch von einem fraglichen, problembehafteten Blickwinkel, der den Lesern durchaus die Augen öffnen und deren Handeln beeinflussen kann.

 

Ich bin vollkommen überzeugt von Hank Greens Debüt, welches viel mehr bietet, als es vorher den Anschein hat. „Ein wirklich erstaunliches Ding“ bietet Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite – versprochen – und punktet durch eine vielseitige Handlung, die nachvollziehbarste Protagonistin, die ich seit langem erlebt habe, und einer Menge Spaß. Eine Empfehlung für jedermann!