Rezension

A bloody masterpiece and definitely a must-read!

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

Sein blutiges Projekt
von Graeme Macrae Burnet

Den schottischen Autor Graeme Macrae Burnet habe ich zum ersten Mal wahrgenommen, als  die Nominierung seines Romans für den Man Booker Prize 2016 in der englischen Presse hohe Wellen schlug. Crime Fiction auf der Longlist? Undenkbar. Aber dann hat es „His Bloody Project“, veröffentlicht in einem kleinen, unbekannten Verlag, sogar auf die Shortlist geschafft. Grund genug, sich dieses Werk einmal genauer anzuschauen, zumal auch der von mir sehr geschätzte Vater der Rebus-Krimis, Ian Rankin, von der Qualität dieses Buches überzeugt ist.

Culduie, ein Weiler im Westen Schottlands, mitten im Nirgendwo. Kleinpächter beackern winzige Parzellen, die  Erträge sind gering. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Jeder kennt jeden, und nicht alle sind sich grün. Wir schreiben das Jahr 1869, als dort ein Dreifachmord geschieht. Roderick Macrae, gerade einmal siebzehn Jahre alt, erschlägt den brutalen und tyrannischen Nachbarn Lachlan Broad, Constable und Vertreter des Großgrundbesitzers, dessen halbwüchsige Tochter und den dreijährigen Sohn. Und zur Verwunderung aller streitet er die Tat nicht ab, sondern gesteht diese mit Stolz erhobenem Haupt. Die Frage nach dem Warum beschäftigt Ermittler,  Fachleute und nicht zuletzt den Leser, während Roderick in Inverness eingekerkert ist und auf seinen Prozess wartet. Ist er ein Verrückter oder ein Monster?

Mit „Sein blutiges Projekt: Der Fall Roderick Macrae“ ist Graeme Macrae Burnet außergewöhnliche Literatur gelungen, die gekonnt mit den Erwartungen der Leser spielt. Eine Mischung aus historischem Roman und Psychothriller, der als clever gemachte True Crime Story mit „zufällig“ aufgefundenen „authentischen“ Dokumenten daherkommt, hochpolitisch in der Schilderung der Lebensbedingungen der armen schottischen Landbevölkerung sowie dem repressiven Klassensystem der damaligen Zeit. Dazu kommt der entlarvende Einblick in die Anfänge der Kriminalpsychologie, vertreten durch den Psychiater James Bruce Thomson, der die absurdesten Theorien vertritt und in Roderick lediglich einen anthropologischen Forschungsgegenstand sieht. Abgerundet werden diese stimmigen Schilderungen durch die hervorragenden Charakterisierungen aller Personen sowie diese wundervoll lebendige Sprache. A bloody masterpiece and definitely a must-read!